Deutschland ist nicht ausreichend auf Extremwetter vorbereitet. Wir brauchen eine Renaturierung von Flüssen und die Möglichkeit, Regenwasser zu speichern – vor allem in Städten, sagt Hydrologe Dietrich Borchardt.

Von Griechenland, Bulgarien und der Türkei über Slowenien bis Spanien und Libyen, die Liste der Länder, in denen es im Sommer 2023 Überflutungen historischen Ausmaßes gab, ist sehr lang. In Deutschland erinnert sich wohl noch jede*r an die Flut im Ahrtal 2021. Dass extreme Wetterereignisse immer häufiger werden, darüber sind sich viele Klimaforscher*innen und Meteorolog*innen einig. Umso wichtiger ist es für Staaten, einen klugen Umgang mit solchen Phänomenen zu finden.

Wetterextreme werden häufiger, umso besser muss man sich auf sie vorbereiten

Um Naturkatastrophen einzudämmen ist vor allem eine funktionierende Verwaltung nötig, die die Menschen warnt und im Fall der Fälle bestmöglichen Katastrophenschutz leistet, sagt Dietrich Borchardt. Er ist Professor am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg und leitet dort den Themenbereich Wasserressourcen und Umwelt und das Department aquatische Ökosystemanalyse und Management.

"Wenn solche Ereignisse eintreten, die wir nicht vermeiden können, ist es das Wichtigste, dass die Menschen mehrere Tage vorher gewarnt werden, damit sie die gefährdeten Gebiete verlassen können."
Dietrich Borchardt, Wasserexperte am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg

Insgesamt muss in Deutschland dafür gesorgt, dass Wasser wieder versickern kann, sagt der Wasserexperte. Das gilt in Bezug auf Landschaften und vor allem auf Städte. Bisher habe man fälschlicherweise auf Versiegelung gesetzt. Nun müsse man zu einer klugen Regenwasserbewirtschaftung finden, in der Wasser für Trockenzeiten gespeichert wird und in heißen und trockenen Sommerphasen zur Bewässerung und Kühlung genutzt werden kann.

"Fehlentwicklungen der Vergangenheit müssen zurückgenommen werden. Trockengelegte Moore und Feuchtgebiete müssen wieder bewässert, Flüsse müssen renaturiert werden."
Dietrich Borchardt, Wasserexperte am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg

In Deutschland soll die sogenannte Nationale Wasserstrategie dazu beitragen, solche Maßnahmen in die Realität umzusetzen. Dietrich Borchardt hat das Papier mit verfasst und ist optimistisch, dass es in den nächsten Jahren zur Veränderung beiträgt. Und spätestens seit der Katastrophe im Ahrtal, sagt er, bei der 135 Menschen starben, hätten sich viele Städte und Regionen ernsthaft an die Umsetzung gemacht.

Shownotes
Extremwetter
Wie kluge Strategien bei Hochwasser und Dürre aussehen können
vom 17. September 2023
Moderation: 
Jenny Gärtner
Gesprächspartner: 
Dietrich Borchardt, Professor am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg und Leiter des Themenbereichs Wasserressourcen und Umwelt und des Departments aquatische Ökosystemanalyse und Management