Facebook-Forscher arbeiten an einem Verfahren, mit dem man sich Sprachnachrichten auf die Haut schicken lassen kann, um sie dort zu haptisch zu empfinden.

Das Projekt "Feeling speech on the arm" stammt aus dem Facebook-Forschungs-Bunker "Building 8", in dem der Konzern an der Zukunft herumschrauben lässt, berichtet Netzreporterin Martina Schulte.

"Man könnte die Erfindung als so eine Art digitale Berührungs-Blindenschrift für Lesefaule bezeichnen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Es geht darum, E-Mails oder Chatnachrichten nicht mehr lesen zu müssen, sondern den Inhalt direkt auf der Haut zu spüren, so die MIT Technology Review

Digitaler Unterarmgips

Der Prototyp, den die Forscher gebaut haben, erinnert ein bisschen an einen Unterarmgips, aus dem viele Kabel raushängen. 

  • In das Wearable sind zahlreiche Servomotoren eingebaut
  • Wenn sie mit Informationen gefüttert werden, fangen sie an zu vibrieren – in einem Muster, das bestimmten Klängen entspricht
  • Die Servomotoren sind mit einem Steuerungs-Computer verbunden 
  • Über den wählen die Forscher bestimmte Testwörter aus und schicken sie als Vibrationen auf den Unterarm von Versuchspersonen
"Das ist so ähnlich wie beim Morsen - nur dass die Impulse keine Soundsignale, sondern Vibrationen sind."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Was euch die Vibrationsmanschette genau sagen will, müsst ihr allerdings vorher noch lernen.

Wortlose Berührungssprache

Facebook hat gleich eine wortlose Berührungssprache mitentwickelt. Eigenen Angaben zufolge haben es die Forscher geschafft, den Versuchspersonen in drei Minuten vier verschiedene "Phoneme" beizubringen – das sind die Sounds, aus denen die Wörter einer Sprache bestehen. 

"Nach anderthalb Stunden Training konnten die Teilnehmer schon 100 verschiedene Worte am Vibrationsmuster erkennen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Laut Ali Israr, dem Technikchef des Projekts, lag ihre Trefferquote bei etwa 90 Prozent, berichtet Martina Schulte. Besonders Talentierte hätten nach 100 Minuten sogar schon 500 Wörter unterscheiden konnten. 

Neues Device in Sicht

Der Grund, die neue Sprache zu lernen, könnte das neue Device sein, das Facebook in einer nicht allzu fernen Zukunft entwickeln wird – oder bereits entwickelt.

"Es könnte sich um eine Art Smartwatch handeln, die bestimmte Botschaften mit Vibrationen übermittelt."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin
  • Die intelligente "Uhr" lässt euch dann wissen, was gerade passiert, ohne dass ihr dafür ein Gespräch oder andere Aktivitäten unterbrechen müsst
  • Sie könnte auch Menschen mit Hörproblemen oder Blinden helfen, einfacher an Informationen zu kommen

Prototyp noch sehr langsam

Sperrigkeit und Schwerfälligkeit des Prototyps sowie die lange Trainingszeit für die Nutzer lassen vermuten, dass wir von einer Smart Watch Version noch meilenweit entfernt sind, so die Einschätzung der MIT Technology Review.

Lynette Jones, eine MIT Forscherin am Cutaneous Sensory Lab, hält die Idee zwar für vielversprechend. Sie weist aber auch darauf hin, dass unsere Haut nicht die gleichen Informationsverarbeitungskräfte besitzt wie etwa unsere Ohren und Augen. 

"People don’t want to be buzzed all the time", ist sie sich sicher. Außerdem müsse "Feeling speech on the arm" noch viel schneller werden. Bisher schafft der Prototyp gerade mal vier bis 10 Wörter pro Minute.

Shownotes
"Feeling Speech on the Arm"
Lass mich deine E-Mail spüren!
vom 24. April 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova Netzreporterin