Termine bei Fachärzt*innen sind gerade stark nachgefragt, was oft bedeutet: Lange warten, bis man einen Termin bekommt. Warum das so ist, dafür gibt es mehrere Gründe – dabei geht es auch um die Frage, nach welchem Prinzip Ärzte auf Regionen verteilt werden.
Neun Monate muss Christiane warten, bis sie zum Hautarzt kann. Als sie im Januar einen Termin in der Facharztpraxis vereinbaren wollte, wurde ihr der 18. Oktober genannt. Neun Monate Wartezeit sind ein besonders heftiges Beispiel. Lange Wartezeiten bei Fachärzt*innen sind aber mittlerweile die Regel, weniger die Ausnahme.
Das zeigt sich vor allem bei fachärztlichen Internisten in den Fachbereichen Kardiologie (Herz), Gastroenterologie (Magen-Darm-Trakt) oder Pneumologie (Lunge). Wie lange Patient*innen hier auf einen Termin warten müssen, hängt auch davon ab, wo sie wohnen – auf dem Land ist es meist noch schwieriger – und auch von der Größe der Praxis.
"Wir arbeiten täglich schon mehr als zwölf Stunden. Auch ein Terminkalender ist endlich. Da muss man also irgendwann auch sagen: Mehr können wir jetzt nicht."
Lange Wartezeiten führen oft zu Stress auf beiden Seiten: für Patienten ist das ähnlich herausfordernd wie für die Ärztinnen und medizinischen Fachangestellten (MFA). Einen vollen Terminkalender kennt auch Lungenfacharzt Sebastian Sohrab in seiner Praxis. Was das für den Arbeitsalltag bedeutet, erklärt er so: "Im Grund genommen gibt es keinen Spielraum, weil immer noch was rein gequetscht wird. Der Tag hat nur 24 Stunden und davon arbeiten wir schon mehr als zwölf – und zwar täglich." In seiner Praxis warten Patient*innen aktuell zwei bis drei Monate auf einen Termin, wenn sie nichts Akutes haben.
Bedarfsplanung, Teilzeit, Terminblockierer
Was Lungenfacharzt Sebastian Sohrab dabei infrage stellt, ist, wie aktuell die gesetzliche Bedarfsplanung noch ist. Denn: Die legt fest, wie viele Ärzt*innen es in einer Region geben soll und wie sie innerhalb dieser Region verteilt werden. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel sieht diese Bedarfsplanung bei den Fachärzt*innen gut aus. In der Region Nordrhein liegt die Versorgungsquote in allen Facharztbereichen bei über 100 Prozent.
"Man muss auch überlegen, ob diese Verteilung – dass man gesagt hat: zum Beispiel ein Lungenarzt für 100.000 Einwohner – ob das so noch stimmt oder nicht."
In Deutschland gibt es auch viel mehr Ärztinnen und Ärzte als noch vor über 30 Jahren: Heute sind es insgesamt fast doppelt so viele wie 1990. Was allerdings auch mehr geworden ist in diesem Zeitraum, sind die Menschen, die in Deutschland leben: Das sind rund drei Millionen mehr als damals. Außerdem gibt es heute mehr ältere Menschen, die oft häufiger zum Arzt müssen.
"Dazu kommt ein Verteilungsproblem: Immer wieder gehen Patienten selbstständig zum falschen Facharzt und blockieren dann unnötigerweise einen Termin", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau. Viele Ärzt*innen blicken inzwischen auch anders auf das Thema Arbeitszeiten und wollen in Teilzeit arbeiten. Dann können sie in der Regel aber keine eigene Praxis haben.
Schneller an einen Termin kommen? Das hilft!
Damit Patientinnen trotzdem schneller an einen Termin bei Fachärzten kommen, gibt es verschieden Servicestellen:
- Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung: Dafür die 116 117 wählen. Dieser Terminservice soll Patient*innen innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt organisieren – allerdings nicht für Routineuntersuchungen. Und: Patient*innen brauchen für den Facharzttermin eine ärztliche Überweisung mit einem Dringlichkeitscode.
- Terminservice der Krankenkasse: Den bieten mittlerweile viele an. Die Krankenkassen telefonieren dann stellvertretend für die Patient*innen Praxen nach freien Terminen ab.
- Pushnachricht von Online-Terminportalen: Bei Portalen wie Jameda oder Doctolib ist es möglich, eine Termin-Warteliste zu aktivieren. Wird ein Termin dann frei, erhält man eine Pushnachricht, damit man den Termin für sich buchen kann.