Fasten kann für die Stimmung eine Achterbahnfahrt sein. Auf Hunger und schlechte Laune am Anfang folgt bei manchen ein starkes Hochgefühl: das Fasten-High. Dann schüttet der Körper jede Menge Glückshormone aus.
Ob Dry January, Veganuary oder aktuell die Fastenzeit – am Anfang des Jahres üben sich viele in Verzicht. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Lena Korbjun hat zum Beispiel schon mehrmals gefastet. Neben dem Fasten, das einen religiösen Hintergrund hat, gibt es mehrere Fastenarten, bei denen gesundheitliche Aspekte im Vordergrund stehen.
Zum ersten Mal hatte Lena gefastet, um ihr Verdauungssystem zu entlasten, erzählt sie. Ihr Arzt habe ihr das empfohlen. Vorher mit Ärzt*innen über das Fasten zu sprechen, ist besonders für Menschen wichtig, für die Stoffwechselerkrankungen, chronische Krankheiten, ein niedriger Blutdruck oder Untergewicht ein Thema ist.
Körper im Sparmodus
Die Fastenart, für die sich Lena damals entschieden hat, ist das Heilfasten. Hier geht es darum, dem Körper eine Zeit zu geben, in der er sich quasi reinigen und auch regenerieren kann. Lena trinkt dafür fünf bis zwölf Tage lang mehrere Liter Wasser täglich, manchmal eine Brühe und ungesüßte Säfte. Feste Nahrung lässt sie in dieser Zeit komplett weg.
"Beim Fasten wird alles einmal stillgelegt. Das feiert mein Körper total."
Der Körper bekommt in den Fasten-Tagen also nur eine geringe Menge an Energie geliefert – die Energie, die er sonst aus dem Essen zieht, fällt größtenteils weg. Daran muss sich der Körper erst mal anpassen. Dafür stellt er in eine Art Sparmodus um, reduziert also seinen Energieverbrauch und bedient sich für die Energiegewinnung dann an seinen Fettspeichern.
Super Laune im Fasten-High
Diese Umstellung nimmt Lena besonders an den ersten beiden Tagen bei sich sehr deutlich wahr – sie hat mittlerweile schon mehrfach gefastet und kennt das. Sie hat dann vor allem Hunger und ist schlecht drauf. Oft ändert sich das bei ihr aber ungefähr am dritten Tag: Dann fühlt sich Lena super. Was sie dann spürt, ist das sogenannte Fasten-High.
Dazu kommt es, weil sich der Körper an den neuen Zustand gewöhnt und seinen Stoffwechsel angepasst hat, erklärt sie. Er beginnt dann auch, mehr vom Glückshormon Serotonin zu produzieren, das sogar länger im Blut bleibt, wenn der Essensentzug mehr als ein paar Tage anhält. Das kann wiederum dazu führen, dass die Stimmung super ist.
Wenn das Überangebot an Essen wegfällt
"Warum das so ist, ist nicht ganz klar. Ich erkläre es mir so: Wenn wir vor Jahr Millionen nichts zu essen fanden und wir wären dann apathisch in der Höhle abgehangen, dann wäre es nicht gut ausgegangen", sagt Andreas Michalsen, Ernährungsmediziner und Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Berliner Immanuel-Krankenhaus.
Das bedeutet: Heute sind wir es gewohnt, dass wir in einen Supermarkt gehen und dort zu jeder Zeit ein großes Angebot an Essen finden. In der Geschichte des Menschen ist das quasi eine neue Entwicklung und eher ungewöhnlich. In der Steinzeit zum Beispiel gehörten auch Hungerphasen dazu.
Aus diesen Zeit hat der Körper – vereinfacht gesagt – gelernt, damit umzugehen und sich anzupassen. Wir brauchten diesen Mechanismus, um zu überleben. Das ist ein Ansatz, den Prozess im Körper, der hinter dem Fasten-High steckt, zu erklären.
"Beim Fasten werden Botenstoffe, Glückshormone, neurotrophe Faktoren ausgeschüttet. Das sind Moleküle, die dem Gehirn überwiegend gute Laune bereiten."
Fasten-High muss nicht immer eintreten
Das Fasten-High kann aber auch ausbleiben. Das ist nicht ungewöhnlich. "Nach unseren Daten hängt das ein bisschen von den Fettreserven ab, die man besitzt", erklärt der Ernährungsmediziner. Bei Menschen, die mehrgewichtig sind, zeige sich das Fasten-High oft leichter.
Auch Stress kann diesen Zustand beeinflussen. Sind wir in den ersten beiden Fastentagen psychisch oder auch sozial gestresst, so Andreas Michalsen, kann sich das Fasten-High weniger bemerkbar machen. Was hier helfen kann, ist leichte Bewegung wie Spazierengehen.
Fasten rechtzeitig abbrechen
Bei Lena endet das Fasten-High oft am siebten Tag ihrer Fastenkur. Dann bekommt sie wieder großen Hunger. Der Ernährungsmediziner rät dann an dieser Stelle dazu, das Fasten zu brechen.
"Heute wird in der Medizin davon ausgegangen, dass es nicht unbedingt gut ist, besonders lange am Stück zu fasten", sagt Lena. Besser sei es, in regelmäßigen Abständen fünf bis zehn Tage zu fasten. In der Zeit kann der Körper das System quasi zurücksetzen.