Ob fehlendes Feedback, Diskriminierung oder Ignoranz: Es gibt viele Gründe, wofür wir den eigenen Arbeitgeber kritisieren können. Nur wie teilen wir das den Kollegen oder der Chefetage eigentlich mit? In der Ab 21 sprechen wir mit einer Betroffenen und einer Expertin über Kritik am Arbeitsplatz.
Sophya* ist 25 und Volontärin im Kunstbereich. Während ihrer Ausbildung erlebt sie diskriminierende Bemerkungen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sophya ist schwarz und queer. Dass auch stereotypische Bemerkungen rassistisch und verletzend sind, darauf macht sie ihr Arbeitsumfeld aufmerksam.
"Das heißt auch, dass ich meine Chefinnen kritisieren muss, wenn Rassismus am Arbeitsplatz passiert. Und das ist natürlich eine unangenehme Situation."
Kommunikation als A und O
Franziska Schölmerich ist Unternehmens- und Teamberaterin und weiß, wovon es abhängt, ob Mitarbeitende ihre Kritik offen und klar äußern oder nicht. Sie sagt, der Kritiker stecke in jedem von uns: "Es braucht aber natürlich die richtigen Rahmenbedingungen." Im Gespräch klärt uns Franziska aber auch über die Arbeitgeber-Perspektive auf.
Wissenwertes zu Kritik- und Feedbackkultur
- Um zu verstehen, wie gutes Feedback geht, sollten wir uns vor Augen führen, wie es nicht funktioniert. Gutes Feedback emotionalisiert nicht, es generalisiert nicht und beinhaltet keine Vorwürfe und keine Manipulations- oder Motivationsstrategien à la Zuckerbrot und Peitsche, sagt zum Beispiel Unternehmensberater Stefan Grosalski.
- Kritik kann übrigens auch als Bedürfnis formuliert werden. Anstatt dem Gegenüber mit Vorwürfen zu überfrachten, können wir unsere Wünsche mit Ich-Botschaften äußern. "Ich habe den Eindruck, dass…", "An diesem Punkt fände ich es besser, wenn wir das so und so machen".
- Dass wir unseren Unmut einfach mit Selbstoptimierung, Yoga oder Steigerung der eigenen Resilienz verdrängen können, klappt laut Arbeitsexperten übrigens nicht. Langfristig braucht es laut der Soziologin Stefanie Graefe den Mut, Dinge nicht einfach so hinzunehmen, wie sie sind. Sie plädiert für die Bereitschaft zu Kritik und Konflikt.
- Ein Recht auf Home Office während der Pandemie? Mehr Gleichberechtigung? Diversität? So kann sich die Kritik am Arbeitgeber auch in Form von Streiks äußern. Gerade in Zeiten von Corona sind Arbeitgeber dazu angehalten, die Auswirkungen der Pandemie auf ihre Angestellten zu berücksichtigen. Der Vorteil: Wer streikt, steht meist nicht alleine da.
- Die Zwickmühle: Feedback kommt aus psychologischer Sicht oft dann beim Gegenüber an, wenn der oder diejenige darum gebeten hat. Satzanfänge wie "Was ich dir/Ihnen schon immer mal sagen wollte", sollten wir uns also lieber verkneifen. Wer hingegen aktiv nach Feedback fragt, äußert ein Zeichen von Vertrauen.
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