• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Seine Arztpraxis ist geöffnet - die nötige Schutzkleidung hat er aber nicht. So wie dem Allgemeinmediziner Jens Wasserberg geht es vielen Ärzten. Schutzanzüge und Masken sind nicht zu bekommen. Verantwortlich sei die Politik, meint der Arzt.

Fühlen wir uns krank, gehen wir zum Arzt. In Zeiten des neuen Cornavirus gilt aber: erst in der Arztpraxis anrufen. So vermeiden wir das Risiko, andere Menschen anzustecken – zum Beispiel auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praxis.

Wegen Infektionsrisiko Praxis schließen

Ein Supergau, findet Allgemeinmediziner Jens Wasserberg. In seiner Praxis in Bedburg läuft der Praxisalltag zwar gerade regulär weiter, viele andere Hausarztpraxen in der Gegend mussten aber vorübergehend schließen, weil sie Corona-Fälle hatten. Bedburg liegt nämlich ganz in der Nähe vom Kreis Heinsberg, wo die meisten Infizierten in Deutschland leben.

"Pandemiepläne sind veraltet"

Das Problem am aktuellen Umgang mit dem Virus sind weniger die Patienten, meint Jens Wasserberg, die verhielten sich vorbildlich, als vielmehr die Schutzmaßnahmen der Behörden. Die seien schlichtweg schlecht: Zwar gebe es Pandemiepläne, die auf solche Situationen vorbereiten sollen, die seien aber stark veraltet, sagt der Hausarzt.

Das zeige sich gerade besonders stark an der Verfügbarkeit von Schutzkleidung, die nicht verfügbar ist. Schutzanzüge und Masken sind auch nicht lieferbar, sagt er.

"Wir haben überhaupt kein Material, mit dem wir die Bestimmungen einhalten könnten, die uns gemacht werden."
Jens Wasserberg, Allgemeinmediziner mit Praxis in Bedburg

Für ihn ist klar: Die Politik hat ihre Aufgabe verfehlt. "Es ist immer leicht, irgendwo drauf zu zeigen, aber das muss die Politik tatsächlich organisieren. Dafür wird sie gewählt, und dafür hat sie auch die Kompetenzen", so der Mediziner.

Gerade weil es zu ähnlichen Diskussionen in der Vergangenheit schon gekommen sei, etwa bei der Vogel- oder Schweinegrippe, werde aktuell deutlich, wie desolat die Strukturen seien. Statt zentral organisiere jede Region die Schutzvorkehrungen selbstständig.

"Zum Glück scheint es so zu sein, dass dieser Infekt diesmal nicht so gravierend ist, wie man es ursprünglich befürchtet hatte, sonst wären wir in einer ganz unbeherrschbaren Situation."
Jens Wasserberg, Allgemeinmediziner mit Praxis in Bedburg

Jens Wasserberg ist daher froh, dass seine Patientinnen und Patienten erst anrufen, bevor sie vorbeikommen. Müsste er seine Praxis aufgrund eines Infektionsrisikos mit dem neuartigen Coronavirus schließen, könnte er bis zu zehn Tage nicht mehr andere Patienten behandeln, die ihn dringend bräuchten.

Von April 2021 an sollen auch Hausärztinnen und -ärzte gegen Covid-19 impfen. Ganz entscheidendes Hindernis: Noch ist nicht ausreichende Impfstoff verfügbar, sagt Jens Wasserberg am 10.03.2021 in einem zweiten Gespräch. Sie scharren mit den Hufen, sagt der und erklärt, warum in Hausarztpraxen mit der Impfung kein Geld zu verdienen ist. Das ganze Gespräch könnt ihr mit einem Klick auf Play anhören.

Jens Wasserberg, Allgemeinmediziner mit Praxis in Bedburg
"Die Organisation in den Praxen, die ist sicherlich viel früher soweit, aber es gibt nicht genug Impfstoff, die sie verteilen können."
Shownotes
Fehlende Schutzkleidung und Atemmasken
Arzt kritisiert: Politik hat Verantwortung verschlafen
vom 06. März 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Jens Wasserberg, Allgemeinmediziner mit Praxis in Bedburg