Leonie mag das neue Unternehmen, in dem sie arbeitet, denn dort heißt es: Fehler sind okay. Arbeitspsychologin Tabea Scheel erklärt, warum sich ein offener Umgang mit Fehlern positiv auf die Produktivität von Teams auswirkt.
Flyer in den Druck schicken und sie dann viel zu klein zurückzubekommen, weil man das falsche Format angegeben hatte. Leonie ist es so kürzlich passiert. Die falsche Formatangabe ging auf ihre Kappe. Ihr Chef hat trotzdem entspannt reagiert, sogar gelacht, sagt Leonie.
Konstruktive Fehlerkultur hilft allen
Leonie hatte Glück, denn es handelte sich um einen Probedruck, anderenfalls wären auf das Unternehmen womöglich hohe Kosten zugekommen. Dann hätte vielleicht auch Leonies Chef das Ganze nicht so lustig gefunden.
Einen Anschiss hätte Leonie aber vermutlich nicht bekommen. Denn auch wenn sie noch nicht so lange in ihrem aktuellen Job arbeitet, fällt ihr auf, dass egentlich nie jemand offen oder laut angegangen wird, wenn etwas schiefgegangen ist. Die Kommunikation verläuft auf Augenhöhe, erzählt Leonie, Fehler werden zusammen angeschaut und dann wird nach einer Lösung gesucht.
"Mein Vorgesetzter hat ganz offen gesagt, dass ich keine Angst vor Fehlern haben soll, weil wir nur durch Fehler lernen, zu ihnen stehen sollten und durch sie besser werden können."
Als Praktikantin in einer Agentur hatte Leonie andere Erfahrungen gemacht. Eine andere Praktikantin sei den Tränen nahe gewesen, nachdem ihr recht barsch gesagt worden war, dass sie nicht eigenständig genug gearbeitet habe.
Fehler lassen sich nicht durch Angst vermeiden
Den Hintergrund dieses Vorfalls kennt Leonie nicht. So oder so, sagt sie, kann sie sich nicht vorstellen, dass man bessere Arbeit leistet, wenn man Angst vor dem Chef hat. Diese Ansicht kann Arbeitspsychologin Tabea Scheel nur bestätigen.
"Also in der Regel ist es so, dass, wenn die Menschen das Gefühl haben, sie können über Fehler sprechen und sich darüber austauschen, sie auch produktiver werden."
Gleichzeitig, sagt Tabea Scheel, passieren immer Fehler, gerade bei neuen oder komplexen Aufgaben. Daher sollte in Unternehmen ein Einverständnis darüber herrschen, wie man Fehler anspricht. Dann fiele es Mitarbeitenden leichter, um Hilfe zu fragen. Ein weiterer Vorteil einer offenen Fehlerkultur sei, dass andere direkt mitlernen können und so Folge- oder Wiederholungsfehler vermieden würden.
"Der Ausdruck, dass Fehler erlaubt sind, ist irreführend. Fehler passieren ja so oder so, egal ob ich sie erlaube oder nicht. Die Frage ist immer, wie man damit umgeht. Es ist also eine Frage der Fehlerkultur."
Wichtig sei also, wie man über Fehler spricht, sagt Tabea Scheel. Man könne durchaus freundlich und klar sagen, dass ein Fehler gravierend sei oder sogar Konsequenzen hat, argumentiert die Arbeitspsychologin. Dafür müsse man nicht laut oder ausfallend werden. Und schließlich liege es auch am Unternehmen oder an der Branche, für Rahmenbedingungen zu sorgen, die Fehler zur Ausnahme werden lassen, zum Beispiel dadurch, dass Arbeitnehmer*innen nicht überfordert oder überarbeitet sind.
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- Leonie berichtet, wie gut es tut, wenn konstruktiv mit Fehlern umgegangen wird
- Arbeitspsychologin Tabea Scheel erklärt, was es braucht, um offen mit Fehlern umzugehen