23 Flüchtlinge sind über einen Verteilungsmechanismus in Lettland gelandet. Allerdings sind die Bedingungen für Schutzsuchende so schlecht dort, dass die Flüchtlinge so schnell wie möglich das Land wieder verlassen haben.

139 Euro ist die maximale Summe, die einem Flüchtling in Lettland zugeteilt wird. Und das gilt auch nur für das Familienoberhaupt. Andere Familienmitglieder bekommen nur 90 Euro. Obwohl das Land für jeden Flüchtling, das es aufnimmt, 6000 Euro erhält, sind die Behörden vor Ort noch nicht einmal in der Lage, die Asylbewerber mit dem Nötigsten auszustatten. Geld für warme Kleidung oder Decken gibt es einfach nicht. Falls die Flüchtlinge krank werden, wird ihr Arztbesuch mit EU-Geldern bezahlt.

"Ich selbst kann hier ja nicht mal einen Löffel oder eine Tasse kriegen. Ich habe gerufen, ich habe Leute gebeten: Es ist kalt, bitte, ich brauche Decken. Aber keinen interessiert es".
Ein Flüchtling, der anonym bleiben möchte

Diese Verteilungsstrategie wird innerhalb der EU genutzt, um Länder wie Italien und Griechenland zu entlasten. Bis Mitte September wurden dem Land 23 Asylbewerber zugeteilt. Denen ist es allerdings so schlecht in Lettland ergangen, dass sie so schnell wie möglich das Land wieder verlassen haben. Das Geld für die Flüchtlinge wird nach sehr strengen Richtlinien ausgegeben. Mit dem Aktionsplan werden Sprachkurse, medizinische Leistungen, Übersetzungen und Unterstützung bei der Jobsuche finanziert.

"Auf gar keinen Fall gehe ich zurück. Ich habe eine Depression, ich bekomme Medikamente. Ich war so großem Stress ausgesetzt, die Leute hier kümmern sich jetzt darum."
Gabriel (Name geändert), ein Flüchtling, der kurz vor seiner Ausreise aus Lettland steht

Eine Grundausstattung erhalten sie nicht und das wenige Geld, was ihnen zur Verfügung steht, reicht nicht aus, um sich selbst ausreichend zu versorgen. Aus diesem Grund sind alle 23 Flüchtlinge aus Lettland aus- und nach Deutschland eingereist.

Flüchtling Gabriel (Name geändert) und seine hochschwangere Frau würden lieber das Risiko auf sich nehmen und wieder mit einem Boot über das Mittelmeer zurückfahren, sollte Deutschland sie des Landes verweisen, als noch einmal nach Lettland zu gehen.

Shownotes
Flüchtlinge
Flüchten aus Lettland
vom 11. November 2016
Moderatorin: 
Tina Kießling
Autor: 
Samuel Acker