Die Fliegerei ist mit für den Klimawandel verantwortlich. Aber noch fliegen wir, als gebe es ihn nicht. Doch vielleicht kann es in Zukunft anders laufen als bisher. Ein Start-up aus Deutschland will nach dem Prinzip des Sammeltaxis Fliegen anders organisieren.
Vairtual, so heißt die neue Airline, deren Gründer der 35-jährige Freiburger Lukas Hofmeister ist. Das Grundprinzip von Vairtual ähnelt tatsächlich dem eines Sammeltaxis. Ein Flug soll nämlich nur dann zustande kommen, wenn sich auch wirklich genügend Passagiere gefunden haben. Dabei soll die Auslastung pro Flugzeug immer bei mindestens 90 Prozent liegen, ansonsten findet der Flug nicht statt. In so einem Fall hätten die Passagiere dann Pech gehabt, sagt unser Reporter Konstantin Köhler.
"Es heißt, die Auslastung in einem Flugzeug soll immer mindestens 90 Prozent betragen. Wenn sie geringer ist, findet der Flug nicht statt. Alle Interessierten an diesem Flug haben in diesem Fall dann Pech gehabt."
Das Prinzip erinnert stark an die Anfänge der Fernbusse in Deutschland. Vor der Einführung von festen Fahrpläne kam hier eine Busfahrt nur bei entsprechender Buchungsauslastung zustande. Mit der gestiegenen Nachfrage wurde die Fahrten nach Fahrplan dann wohl einfacher. "Die Busse sind eh immer voll", so Konstantin.
Vorteile in Sachen Klimabilanz
Ob das Prinzip Vorteile in Bereichen wie Zuverlässigkeit und Preis bringt, muss sich noch zeigen. Wird der Plan aber konsequent umgesetzt, dann wird sich die Klimabilanz sicher verbessern. Die Klimawirkung ist bei einem ausgelasteten Flug pro Passagier geringer als bei nur halb ausgebuchten Flügen.
Vairtual möchte außerdem immer jeden Flug CO2-kompensieren. Doch das ist manchmal schwierig. Vor allem die Aufforstung durch das Pflanzen von Bäumen steht in der Kritik. Umstritten sind zum Beispiel die Kostenkalkulationen der Anbieter. Bei den meisten Airlines können Passagiere eine CO2-Kompensation zwar freiwillig mitbuchen, das passiert aber eben nicht automatisch.
Vorteile liegen im flexiblem System
Vairtual agiert als eine sogenannte virtuelle Fluggesellschaft. Das Prinzip gibt es schon lange. Virtuelle Fluggesellschaften haben selbst keine eigenen Flugzeuge, sie lagern die eigentlichen Flüge aus an externe Dienstleister. Ein bisschen ist das wie beim Charterflug. Die Airline kümmert sich dann um den Rest: den Ticketverkauf, Kundenkontakt, das Marketing beispielsweise.
"Dieses System kann sehr flexibel sein. Je nach Anfragen könnte man zum Beispiel ein kleines Flugzeug mit nur 70 Plätzen einsetzen, obwohl ursprünglich ein größeres geplant war."
Vairtual kann mit diesem System sehr flexibel agieren. Je nach Anfragen könnte ein kleines Flugzeug mit nur 70 Plätzen eingesetzt werden, obwohl ursprünglich ein größeres geplant war. Das setzt allerdings vorhandene Kapazitäten voraus, und dass genau zum richtigen Zeitpunkt das richtige Flugzeug samt Flugpersonal bereitsteht.
Virtuell verfolgt sicher einen interessanten Ansatz, die Luftbranche werden sie wohl nicht revolutionieren, glaubt Konstantin. Auch andere Airlines verfolgen, teilweise auch mit Neu-Gründungen, ähnliche Konzepte. Klimaschutz ist als Thema in gewisser Weise in der Luftfahrtbranche angekommen.
Dennoch: Auch bei perfekten Bedingungen wird ein Flug in Sachen Ökobilanz niemals an den Fernbus oder die Bahn heranreichen. Es sei denn, die Flugzeuge fliegen komplett mit synthetischem CO2-neutralem Kerosin. Aber das gibt es noch gar nicht in großen Mengen und ist außerdem sehr teuer.