Deutschland zählt weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Verbrauch an zuckerhaltigen Getränken. Eine neue Foodwatch-Studie hat jetzt herausgefunden, wie viel Süßes in Erfrischungsgetränken wirklich steckt. Die Verbraucherschützer waren überrascht.
Für die Studie testete Foodwatch mehr als 400 Erfrischungstränke: Limos, Energy-Drinks, Brausen und Schorlen. Das Ergebnis: Der Großteil der Getränke ist überzuckert. Was die Verbraucherschützer besonders verblüfft hat: wie viel Zucker tatsächlich in manchen Getränken - allen voran Energydrinks - enthalten ist. Der Spitzenreiter: ein Energydrink von Pepsi. Der halbe Liter enthält 26 Stück Zucker – rund 78 Gramm. "So eine Zuckerbombe haben wir vorher nicht erwartet", sagt Oliver Huizinga von Foodwatch.
Auch "Near-Waters" zu süß
Wer eine Dose des Drinks zu sich nimmt, hat die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Tagesdosis von 25 Gramm dabei schon weit überschritten. Auch sogenannte "Near-Waters", also Wasser mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, enthielten der Studie zufolge zwar durchschnittlich weniger Zucker - aber doch deutlich mehr als viele vermuten würden.
Oliver Huizinga fordert, den Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken zu senken. Vor allem, weil Zuckergetränke das Risiko für Typ-II-Diabetes und Fettleibigkeit nachweislich erhöhen.
"Es geht hier nicht nur darum, ob Kinder mal zu süße Sachen trinken, sondern die haben wirklich ein höheres Risiko für ernsthafte Krankheiten."
Um den Zuckergehalt zu reduzieren, hat Foodwatch drei Empfehlungen:
- Bessere Kennzeichnung auf der Vorderseite der Produkte
- Werbung für Kindergetränke einschränken
- Herstellerabgabe für besonders süße Getränke
Bei dem letzten Punkt geht Großbritannien bereits mit gutem Beispiel voran. Dort wurde im März angekündigt, dass Hersteller von besonders zuckrigen Getränken in Zukunft Abgaben pro Liter zahlen müssen. Bis die Gesetzesänderung wirksam wird, haben die Hersteller allerdings noch Zeit, ihre Rezepturen zu ändern. Die Branche laufe derzeit Sturm gegen die geplanten Änderungen, sagt Oliver Huizinga. "Wenn die Hersteller ihre Rezepte nicht ändern, müssen sie Millionen zahlen." Für Deutschland hält er diese Regelung aber nicht für allzu wahrscheinlich.
"Hier braucht es erstmal eine Bundesregierung, die sich traut, sich mit der Lebensmittelwirtschaft anzulegen. Und davon sehen wir noch nicht besonders viel."