Wer wegen seines Übergewichts diskriminiert wird, kann auf Dauer psychisch krank werden. Eine Gruppe von Forschenden fordert deshalb, Übergewichtige nicht länger zu stigmatisieren.

Übergewichtige Menschen bekommen im Alltag oft abwertende Blicke zugeworfen, manchmal werden sie auch beleidigt. Dass Menschen mit erhöhtem Körpergewicht immer wieder diskriminiert werden, kann sich negativ auf ihre Psyche auswirken. Es kann sie auf Dauer krank machen, sagen Forschende verschiedener Disziplinen.

In einem Statement fordern sie darum, dass wir unser Verständnis von Übergewicht überdenken. Im Team sind Diabetesforscher aus Australien, Mediziner aus Irland, Kanada oder Großbritannien und auch Forschende von US-Universitäten wie der Harvard Medical School.

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Wie wir zu unserem eigenen Körpergewicht und dem von anderen stehen, hängt damit zusammen, was wir von klein auf vermittelt bekommen. Der Mythos vom makellosen, schlanken Körper prägt viele von uns - und setzt uns gleichzeitig unter Druck, denn wir möchten ihm genügen.

Teufelskreis aus Leidensdruck und Essen

Wer sich wegen seines Übergewichts verletzende Sprüche anhören muss, könnte sich isolieren und in eine Art Teufelskreis geraten, meinen die Forschenden. Oft führe es dazu, dass Betroffene sich dann noch ungesünder ernähren oder schlimmstenfalls nicht trauen, zum Arzt zu gehen um sich helfen zu lassen.

Mögliche Ursachen für Übergewicht: Genetik, Stoffwechselfunktion, Lebensumstände

Viele Normalgewichtige reagieren mit Ratschlägen und vermitteln dem Übergewichtigen, dass er sich doch nur anstrengen und Sport machen müsse, um ein paar Kilos zu verlieren. In vielen Fällen gibt es aber körperliche oder psychische Ursachen, die das erhöhte Gewicht verursachen: In manchen Fällen sind es genetische Gründe, der Stoffwechsel funktioniert anders oder auch besondere Lebensumstände, die zum Übergewicht führen.

"Das Problem ist schon groß, wenn wir bedenken, dass in manchen Erhebungen fast die Hälfte der Übergewichtigen sagt: Ja, ich bin schon mal wegen meines Gewichts diskriminiert worden."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Forschenden, die sich zusammengeschlossen haben, um gegen die Stigmatisierung von Übergewichtigen aktiv zu werden, sagen, dass es schon deutliche physische Folgen für den Körper gibt, wenn wir übergewichtig sind. Sie wollen aber mit ihrer Initiative vermeiden, dass Übergewichtige zusätzlich noch psychisch belastet werden, weil sie Diskriminierung erfahren müssen.

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Je höher der Body Mass Index ist, desto häufiger erfahren Übergewichtige Stigmatisierung, sagt unser Reporter Christian Schmitt. Frauen betreffe das häufiger als Männer. Und es gebe weitere Zusammenhänge: Übergewichtige verdienen weniger, sie werden seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und als weniger kompetent wahrgenommen, so unser Reporter.

Schulen und Universitäten angesprochen

Die Forschenden haben sich direkt an Universitäten und Schulen, an die Medien und Gesundheitsbehörden gewandt. Sie fordern, dass an diesen Orten ein realistisches Bild davon gezeichnet wird, welche Ursachen Übergewicht hervorrufen können. Übergewichtige seien nicht unbedingt undiszipliniert oder faul, wie manche meinen. Und es sei wichtig, den Betroffenen die Scham zu nehmen, damit sie ihr Übergewicht angehen. Für die Erforschung der Ursachen von Übergewicht fordern sie außerdem mehr Forschungsgelder.

Shownotes
Psychische Gesundheit
Forschende: Übergewichtige nicht stigmatisieren
vom 04. März 2020
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Christian Schmitt, Deutschlandfunk Nova