Beim Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo starben vor vier Jahren zwölf Menschen. Doch die Redaktion machte direkt weiter und arbeitet seitdem unter extremen Sicherheitsvorkehrungen. Zum Jahrestag erscheint eine Spezialausgabe des Magazins.
In Frankreich wird heute den Opfern der Attentate vor vier Jahren still gedacht. Am 7. Januar 2015 töteten zwei Männer beim Anschlag auf die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris zwölf Menschen. Die Mitarbeiter der Zeitschrift waren zur Redaktionskonferenz zusammengekommen, als die islamistischen Attentäter das Gebäude stürmten und auf die Menschen im Gebäude und einen zu Hilfe gerufenen Polizisten feuerten. Bei weiteren Anschlägen auf einen jüdischen Supermarkt und eine Polizistin in den folgenden Tagen wurden fünf Menschen getötet.
Ein Leben in ständiger Bedrohung
Auf Wunsch der Angehörigen wird den Opfern in Schweigeminuten und ohne öffentliche Reden gedacht, berichtet Dlf-Korrespondent Jürgen König aus Frankreich. An den drei Orten der Anschläge werden Blumen niedergelegt. Das Satiremagazin hat zum Jahrestag eine Spezialausgabe veröffentlicht, in der es Extremismus in vielen Facetten in den Fokus setzt.
"Die Zeitschrift ist im Stil weniger schrill geworden. Inhaltlich hat sie sich aber nicht verändert. Sie macht sich weiterhin um jede vor von Fanatismus lustig."
"Das Cover der Sonderausgabe zeigt einen Bischof und einen Imam, die eine Kerze ausblasen. Nämlich, so steht es dort: 'das Licht der Aufklärung'", erklärt Jürgen König. Die Message des Heftes: Radikale aller Art seien dabei, das freie Wort und gelebte Demokratie abzuschaffen. Kritisiert werden in der Ausgabe Akteure wie der Papst, Familie Le Pen aber auch TV-Moderatoren. Das aktuelle Cover nimmt auch Bezug auf die erste Ausgabe nach den Anschlägen 2015, die bereits eine Woche später erschien. Im Anschnitt des neuen Covers ist das damalige Titelbild zu sehen mit den Worten "Tout es pardonné" (Alles ist vergeben). Diese Ausgabe war damals in der ungewöhnlich hohen Auflage von drei Millionen erschienen.
Außergewöhnlich sind bis heute die Bedingungen, unter denen die Charlie-Hebdo-Redaktion arbeitet. Im Team von Charlie Hebdo sind auch heute Mitarbeiter, die den Anschlag 2015 überlebt haben. So wie der Redaktionsleiter Laurent Sourisseau, der unter dem Pseudonym Riss schreibt. "Andere haben mittlerweile die Redaktion verlassen, sei es weil die Trauer zu groß war, weil sie einfach nicht mehr weitermachen konnten. Andere gingen weil sie die Arbeitsbedingungen nicht ertragen hatten", sagt Jürgen König.
Bereits 2015 hatte es erhöhte Sicherheitsvorkehrungen gegeben, da die Redaktion wegen umstrittener Mohammed-Karikaturen bedroht worden war. Heute gehören umfassende Schutzmaßnahmen zum Alltag der Redakteure.
"Von dem, was ein normales Leben angeht, sind die Macher von Charlie Hebdo sicherlich weit entfernt."
Jürgen König erläutert: "Die Redaktion arbeitet seit vier Jahren an einem geheimen Ort, die Mitarbeiter müssen täglich verschiedene Sicherheitsschleusen passieren." Private Sicherheitsfirmen bewachen die Redaktion rund um die Uhr, einige Redaktionsmitglieder erhalten zudem Polizeischutz. Die Redaktion ist zudem mit einem Panic Room und Stahltüren ausgestattet.
Selbst für Sicherheitskosten aufkommen
Nach einem extremen Anstieg der Auflage, aber auch einigen Rückschlägen, hat sich die Auflage des Magazins stabilisiert: So verkauft das Magazin etwa 30.000 Exemplare am Kiosk und hat zudem 30.000 Abonnenten. "Die Redaktion ist sehr zurückhaltend mit der Veröffentlichung von Zahlen", sagt Jürgen König.
Finanziell schwierig aber sei etwas anderes, so Jürgen König. Die Redaktion müsse die Sicherheitskosten, die sich auf etwa eine Million jährlich belaufen sollen, selbst tragen. Lediglich der Polizeischutz werde vom Staat übernommen. Doch die Redaktion habe die Behörden gebeten, weitere Kosten zu übernehmen.