Frei.Wild ist keine Rechtsrockband - sagt Klaus Farin. Eine steile These. Der Autor hat zwei Jahre lang für sein neues Buch recherchiert.
Die Liste der öffentlichen Vorwürfe ist lang: Frei.Wild sei nationalistisch und völkisch, spiele mit rechtsextremen Codes, sei jedenfalls der rechten Szene zuzuordnen. Und wenn man sich die Vergangenheit von Frei.Wild-Sänger Philipp Burger anschaut, liegt das nah: Burger sang früher bei der Rechtsrockband Kaiserjäger eindeutig rassistische und fremdenfeindliche Texte.
Heute distanziert sich Burger in Interviews immer wieder von seiner Vergangenheit. Umstritten ist die Band nach wie vor. Der Vorwurf: Frei.Wild distanziere sich nicht ausdrücklich von der rechten Szene. Auch wenn die Texte weniger explizit sind als früher, thematisieren sie Heimatliebe und "Wahre Werte", auch Goebbels-Zitate kommen vor. Frei.Wild selbst ist diese Diskussion offenbar leid.
"Keine Frage, wir sind es leid, dass wir als Band und ebenso Ihr als Fans immer wieder mit den immer gleichen Vorwürfen und Fragen konfrontiert werden."
Dass nun ausgerechnet Klaus Farin, ein Kenner der Szene, in seinem neuen Buch "Frei.Wild: Südtirols konservative Antifaschisten" die Band vom Vorwurf der rechtsextremen Gesinnung freispricht, überrascht. Farin sagt: "Eigentlich gibt es keinen objektiven Grund Frei.Wild als Rechtsrockband zu bezeichnen. Das ist eine absolute Verharmlosung der neonazistischen Musikszene."
Patrioten - aber keine Nationalisten
Farins Meinung nach ist Burger glaubhaft aus der Szene ausgestiegen. Die Texte seien nicht offen rechtsradikal. Und bei Konzerten achte eine "scharfe Security darauf, dass Menschen mit einschlägiger Bekleidung überhaupt nicht in die Halle kommen". Für Farin sind Frei.Wild und deren Fans zwar Patrioten, aber eben keine Nationalisten.
Ist Farin nun selbst der Vernebelungstaktik der Band zum Opfer gefallen? Oder wird Frei.Wild tatsächlich zu unrecht in die rechte Szene gedrängt? DRadio-Wissen-Autor Sammy Khamis hat in Farins Buch hineingeschaut, mit ihm gesprochen und urteilt so: "Klaus Farin ist der einzige, der sich zwei Jahre lang mit Frei.Wild auseinandergesetzt hat. Wenn jemand so ein Buch schreiben kann - differenziert und on point - dann er".
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