Gegen alle Spielregeln: Zwei Berliner Entwickler haben für ihr eigenes Game ihre Jobs an den Nagel gehängt. Mit einer verrückten Version von Marie Curie gehen sie jetzt auf Expedition.

Die beiden Berliner Spieleentwickler Riad Djemili und Johannes Kristmann schicken in "Curious Expedition“ Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts wie Marie Curie, Charles Darwin oder Nikola Tesla auf Entdeckungsreise. Statt Bombasto-Grafik, führen eher rudimentär gestaltete Figuren durch das Game. Dafür hat es die Story in sich.

Außer Kontrolle

In der Dschungelexpedition dreht schon mal der eine Forscher-Kollege durch und snackt menschliche Arme zum Abendessen. Aber wer weiß schon, ob das gerade echt passiert oder nur eine der Figuren halluziniert? Schließlich hört auch Marie Curie immer wieder Stimmen, die sie zu seltsamen Taten treiben. Und manchmal hat so der Spieler die Hauptfiguren nicht mehr unter Kontrolle.

Klingt zunächst ein bisschen verrückt. Genauso wie die Tatsache, dass die beiden Gameentwickler für dieses Experiment ihre Jobs bei einer großen Spielefirma gekündigt haben.

"Die Abkehr vom Mainstream ist wie ein Befreiungsschlag, der es uns erlaubt, ein Spiel zu machen, das sehr persönlich ist und bei dem wir wenige Kompromisse eingehen müssen.“
Johannes Kristmann, Spieleentwickler bei Maschinen-Mensch

Bei der eigenen Produktion heißt es jetzt: Keine Kompromisse, mehr Risiko. Das merkt man dem Spiel an, es geht schon bei den Themen los, die weit weg sind von Zombies, Autos und Haudrauf-Action: Alkoholismus, Schizophrenie, Kleptomanie, Rassismus – um nur einige zu nennen.

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Und noch was ist anders: Mitsprache und Mitentwicklung ist nicht nur ein schickes Communitytool, sondern funktioniert. Waren am Anfang Männer als Protagonisten in der Überzahl, ist das Verhältnis 50:50, Fragen beantworten sie auch auf Youtube und geben Updates zu den Neuerungen.

"Man erlebt das Spiel aus Sicht eines sehr unzuverlässigen Erzählers. Das heißt, man weiß nie zu 100 Prozent, ob etwas durch ihren Wahnsinn gefärbt ist oder ob das wirklich so passiert."
Riad Djemili, Spieleentwickler bei Maschinen-Mensch

Die Spieler tauchen tief ein in die Expedition. Und das müssen sie auch, denn das Game ist ganz schön schwierig. Und das ist noch so eine Besonderheit des Games: Noch mehr als strahlende Sieger werden im Forum die kuriosesten Verlierer gefeiert. Passt immerhin zu den Helden des Spiels, denn auch die sind ein unkalkulierbares Risiko. Genau das macht es so spannend.

Shownotes
Computerspiel "Curious Expedition"
Wahnsinns-Pixel statt Mainstream-Game
vom 08. Juli 2015
Moderator: 
Dominik Schottner
Autor: 
Thomas Ruscher