Bisher haben sich wohl die meisten davor gescheut, im Lebenslauf unter Hobbys "Gaming" einzutragen. Doch bei manchen Spielen ist das sogar sinnvoll, weil sie nicht nur als Beweis für bestimmte Soft Skills dienen, sondern diese auch fördern können.

"Civilization" ist ein Strategiespiel, bei dem man eine Nation von der Jungsteinzeit bis in die Zukunft führt und dabei Städte gründen, Kriege führen oder diplomatische Beziehungen aufbauen muss. Das Spiel ist ziemlich komplex und vielfältig. Man muss planen und organisieren oder Entscheidungen treffen können – alles Fähigkeiten, die einem bei vielen Jobs definitiv zugutekommen.

Ein Screenshot aus dem Game "Civilization"
© Firaxis Games
Eine Szene aus dem Game "Civilization"

Das sieht auch der Wirtschaftsinformatiker Alexander Simons von der Universität Liechtenstein so. Zusammen mit seinen drei Mitforschenden Isabell Wohlgenannt, ebenfalls von der Universität Liechtenstein, Markus Weinmann von der Erasmus-Universität Rotterdam und Stefan Fleischer von der Uni Münster, herausfinden wollte er herausfinden, ob man durch Zocken auch hilfreiche Fähigkeiten für den Berufsalltag erlangen kann. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden in ihrer Studie "Good gamers, good managers?" präsentiert.

"Bei 'Civilization' sind beispielsweise Fähigkeiten wie Planungsgeschick oder Organisationstalent relevant und das sind ja Fähigkeiten, von denen man weiß, dass sie auch im Berufsalltag relevant sind."
Alexander Simons, Wirtschaftsinformatiker von der Universität Liechtenstein

Bei der Studie sind 40 Studierende, nachdem sie sich alleine eingespielt hatten, im Game "Civilization" gegeneinander angetreten und wurden anschließend in einem Assessment-Center auf ihre Management-Fähigkeiten hin getestet. Das Ergebnis: Studierende, die bei "Civilization" besonders stark waren, wenn es um Problemlösungen und Organisation ging, schnitten auch im Assessment-Center für Managerinnen und Manager besonders gut ab.

Ob sie ihre Fähigkeiten allerdings durch das Spiel verstärkt haben oder ob man sich mit "Civilization" wirklich Organisationstalent antrainieren kann, wurde in dieser Studie nicht untersucht.

Gaming-Skills nicht verstecken

Doch es gibt andere Studien, die sich genau mit dieser Frage beschäftigt haben. Mit dem Action-Game "Borderlands 2" oder "Minecraft" kann man demnach wirklich Teamwork und die eigene Kommunikationsfähigkeit trainieren. Wer in diesen Spielen gut ist, sollte nicht davor zurückschrecken, das auch im Lebenslauf preiszugeben, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher.

"Wer sich also intensiv mit Videospielen auseinandersetzt, der kann das ruhig bei seiner nächsten Bewerbung oder im Lebenslauf erwähnen."
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Das kann auch Guddy Hoffmann-Schönborn bestätigen. Sie ist Anfang 30 und arbeitet als Campagnerin für eine NGO. Seit sie Kind ist, spielt sie alle möglichen Videospiele und hat das später auch immer in ihren Bewerbungsunterlagen so angegeben. Waren die Recruiter selbst Gamer, war das ein Pluspunkt für sie. Bei anderen stieß sie damit zumindest auf offenes Interesse, erzählt sie.

"Ich habe es immer in meine Bewerbungsunterlagen reingeschrieben und manchmal wurde es auch angesprochen."
Guddy Hoffmann-Schönborn, Campagnerin und Gamer

Organisationstalent durch "World of Warcraft"

Guddy Hoffmann-Schönborn hat beispielsweise mit 17 angefangen, das große Fantasyspiel "World of Warcraft" zu zocken. Nach und nach habe sie dort gelernt, Gruppen mit bis zu 40 Teilnehmenden zu organisieren und zu managen. Rückblickend habe sie sich dadurch viele Soft Skills aneignen können, die sie als junge Frau sonst vermutlich nie so früh gelernt hätte.

"Rückblickend kann ich definitiv sagen, dass es mir sehr viel gebracht hat. Man lernt so viele Softskills, die man natürlich im echten Leben als junge Frau gar nicht so mitbekommt."
Gamerin Guddy Hoffmann-Schönborn über ihre Erfahrungen mit "World of Warcraft"
Shownotes
Erfolgreich im Game, erfolgreich im Job
Zocken gehört in den Lebenslauf
vom 10. Februar 2021
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova