Alle sprechen über sie – die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock. Und das gilt natürlich auch für die Menschen, die in Gebärdensprache kommunizieren. Doch noch gibt es keine einheitliche Gebärde für Annalena Baerbock. Julia Probst will das ändern. Sie ist selbst Parteimitglied und Aktivistin für Barrierefreiheit und Gebärden.
Die Namensgebärde für Baerbock sei noch im Anfangsstadium, erläutert Julia Probst, die selbst in der Gebärdensprache kommuniziert, über ihren Dolmetscher Thorsten Rose. Die Kombination aus Bär und Bock habe sich noch nicht durchgesetzt – sie sei auch nicht ganz diskriminierungsfrei, so Julia Probst.
"Bis jetzt gibt es für Baerbock die Kombination aus Bär und Bock. Da Bock aber diskriminierend sein kann, hat sich die Gebärde noch nicht durchgesetzt."
Jede Namensgebärde ist individuell
Grundsätzlich gehe es bei der Entwicklung einer neuen Namensgebärde darum, dass die Gebärde der Persönlichkeit und den Merkmalen der Person so gut wie möglich entspricht, erklärt Julia Probst. Bei Angela Merkel bestand die Gebärde anfangs aus nach unten gerichteten Mundwinkeln. Aber da auch das diskriminierend sei, wurde die Namensgebärde geändert. Denn tatsächlich ist die Gebärdensprache organisch – Gebärden werden nach Bedarf angepasst oder verändert.
"Das Finden einer Gebärde ist ein demokratischer Prozess. Die Community entscheidet dann, welche Namensgebärde am besten passt."
Pagenkopf oder Hand an der Schläfe für Merkel
Für Angela Merkel gibt es inzwischen zwei gängige Namengebärden, eine, die ihre Frisur – den Pagenkopf – zeigt. Die andere besteht aus dem Wortspiel Merkel und merken. Das wird mit einer an die Schläfe gehaltenen Hand dargestellt.
Natürlich assoziieren in Deutschland viele Menschen Angela Merkel mit der Handhaltung in Form einer Raute. Das, erklärt Julia Probst, sei aber in der Gebärdensprache in den USA das Zeichen für Vagina. Daher werde zumindest auf internationaler Ebene darauf verzichtet.
Noch keine einheitlichen Gebärden für die anderen Kanzlerkandidaten
Für den Kanzlerkandidaten der SPD, Olaf Scholz, gibt es übrigens noch keine offizielle Namensgebärde. Im Hamburger Raum, weiß Julia Probst, sei die für den dortigen Bürgermeister charakteristische winkende Hand gängig. Auch Kanzlerkandidat Armin Laschet von der Union hat noch keine besondere Gebärde. Das Besondere an der Gebärde von Annalena Baerbock ist aber, dass die Grünen die Entwicklung aktiv vorantreiben.
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