Leistungsfähiger, gesünder und mehr Energie – all diese Wirkungen soll Methylenblau haben. Das jedenfalls behaupten Influencer. Aber das Supplement kann gefährlich sein. Das steckt dahinter.

Influencer*innen verkaufen auf Social Media ein großes Versprechen, wenn es um Methylenblau geht: Die Substanz soll auf einfache Art und Weise die Gehirnleistung steigern und dafür sorgen, dass wir besser im Alltag funktionieren.

So ganz weit hergeholt scheinen diese Wirkungen auf den ersten Blick auch nicht zu sein. "Methylenblau wurde eine Zeit lang als mögliches Medikament untersucht gegen Alzheimer, war aber dann doch nicht so effektiv wie gehofft", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann.

Energieschub-Effekt nicht nachgewiesen

Diejenigen, die auf Methylenblau schwören, sagen immer wieder, das würde die Funktion der Mitochondrien, also der Kraftwerke unserer Zellen unterstützen sagt Jan, und Methylenblau kommt auch tatsächlich in unseren Zellen und in diese Mitochondrien vor. Nur: "Dass es dadurch einen Energieschub gibt oder wir uns besser konzentrieren könnten dadurch, dafür gibt es keinen Nachweis."

Eigentlich ist Methylenblau auch gar kein klassisches Supplement. Vielmehr handelt es sich um einen blauen Farbstoff, der auch in der Medizin verwendet wird, beispielsweise bei Operationen.

Methylenblau kein klassisches Supplement

Ärzt*innen injizieren den Farbstoff in den Körper und der färbt bestimmte Gewebe oder Flüssigkeiten in intensivem Blau. "Das hilft Ärzt*innen zum Beispiel, kleine Kanäle oder winzige Verbindungen im Körper besser zu sehen", so Jan Dahlmann.

Außerdem wird Methylenblau als Gegenmittel eingesetzt bei bestimmten Vergiftungen durch zum Beispiel Drogen oder Medikamente. In diesem Fall hilft es dabei, das Blut wieder normal arbeiten zu lassen.

Methylenblau: Lebensgefährliche Wechselwirkungen

Die Werbung für Methylenblau ist vor allem deshalb gefährlich, erklärt der Toxikologe Florian Eyer, weil Influencer*innen gerne behaupten, dass es gut für die Psyche sei. Wenn es aber in Kombination mit Substanzen eingenommen wird, die den Serotonin-Level erhöhen, wie beispielsweise Antidepressiva aber auch Antibiotika, dann kann es zu einem sogenannten Serotoninsyndrom kommen, erklärt er. Die möglichen Symptome: Fieber, Herzrasen und steigender Blutdruck sein – und das kann lebensbedrohlich werden.

"Eine Anhäufung und verstärkte Wirkung von Serotonin kann lebensbedrohlich sein."
Florian Eyer, Toxikologe

Und auch, wer Methylenblau zu hoch dosiert, kann sich damit schaden. Folgen können Übelkeit und Erbrechen sein. "Zwar wird Methylenblau auch als eine Art Gegengift für eine Art Blutvergiftung benutzt", sagt Jan Dahlmann, "doch das Paradoxe ist: Wenn man zu viel davon nimmt, kann genau das zu so einer Blutvergiftung führen."

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Shownotes
Gefährlicher Wellness-Hype
Vorsicht mit Methylenblau!
vom 18. Oktober 2024
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk Nova
Interviewpartner: 
Florian Eyer, Toxikologe an der klinischen Toxikologie in München