In Häusern und Wohnungen, in denen Menschen gestorben sind, spukt es! So denken zumindest viele Japaner. Deshalb bleiben diese Immobilien oft lange leer und kosten deutlich weniger. Ein japanischer Makler hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht.

Wenn in Japan eine Person in ihrem Haus ermordet wurde, sich in ihrer Wohnung umgebracht hat oder einfach alleine gestorben ist und die Leiche lange in der Wohnung lag, kommt der Makler Hanahara Koji ins Spiel. Er vermarktet die Häuser und Wohnungen von Toten. Oft sucht er selbst nach den Immobilien, manchmal wenden sich auch die Angehörigen an ihn. Interessenten sind meist die jungen Japanerinnen und Japaner, die von den Geschichten der Geisterimmobilien eher unbeeindruckt bleiben.

Immer ältere Bevölkerung

Für den Makler und sein Unternehmen Marks House gibt es immer mehr zu tun, denn Japan wird immer älter. Bereits jetzt sind 28 Prozent über 65 Jahre alt. Damit steigt auch der Anteil der Menschen, die alleine leben und häufig auch alleine sterben, erzählt der Makler Hanahara Koji.

"Japan wird immer älter. Und gleichzeitig nimmt der Anteil der Alleinlebenden zu, die ohne, dass es jemand merkt, ganz für sich alleine sterben."
Hanahara Koji, Immobilienmakler in Japan

Derzeit hat der Makler etwa 300 Immobilien, davon viele Wohnungen. Jeden Monat vermietet er rund 50 Immobilien. Aktuell gibt es in Tokio einen Leerstand von 15 Prozent. Dennoch wohnen viele Menschen in kleinsten Wohnungen, da sie sich etwas Größeres nicht leisten können. Die Geisterimmobilien sind dabei interessant, denn sie sind deutlich billiger.

Bei Mord wird es billig

Bei Mord sinkt der Preis der Immobilie um 50 Prozent, ist eine Person alleine gestorben, geht der Preis um 20 bis 30 Prozent zurück – was makaber klingt, ist vor allem für junge Japanerinnen und Japaner mit kleinem Einkommen oft ein Glücksfall. Denn die jungen Menschen wollen ihr Geld lieber für ihre Freizeitaktivitäten als für ihre Wohnungen ausgeben.

Der Preis hängt von den Todesumständen ab. Bei Mord sinkt der Preis um die Hälfte, ist jemand einfach so allein gestorben, geht der Preis um 20 bis 30 Prozent zurück.
Hanahara Koji, Immobilienmakler in Japan

Oft lassen sich die jungen Menschen nicht davon beeindrucken, dass in ihrer neuen Wohnung ein Mensch gestorben ist. Vor allem ältere Personen in Japan, aber auch in Korea oder China, haben Angst vor dem Geist der Toten und, dass sie sich plötzlich daran erinnern können, was in dem Haus oder der Wohnung passiert ist. Eine Sorge ist auch, dass der Leichengeruch später wieder zurückkommen könnte. Viele Japaner hält auch der Gedanke "Was werden die Nachbarn über einen denken?" von dem Kauf oder Anmieten einer derartigen Immobilie ab.

Shownotes
Geisterimmobilien
Wie ein japanischer Makler die Häuser der Toten vermarktet
vom 11. August 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Kathrin Erdmann, ARD-Korrespondentin für Japan