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Content-Creatorin Julia hat für sich beschlossen, dass sie sich sehr genau aussucht, mit welchen Unternehmen sie zusammenarbeitet. Trotzdem fragt sie sich: Was, wenn ihr mal so richtig viel Geld geboten wird? Eine Gewissensfrage.

Julia ist nebenberuflich Content-Creatorin, vor allem auf Tiktok. Sie macht dort auch Werbung für bestimmte Produkte, etwa im Bereich Beauty. Eigentlich hat sie klare Werte und nimmt nicht alle Aufträge an, um gewissen Firmen nicht zu unterstützen.

Trotzdem ist Julia öfter im Dilemma, weil sie gut bezahlte Anfragen von Firmen bekommt, mit denen sie sich nicht identifizieren kann. Und sie kommt da auch in Versuchung, zuzusagen.

"Wenn jetzt eine Marke sagt: Ich gebe dir hier 100.000, 500.000 Euro – ist es superschwierig in dem Moment zu sagen: Nein, ich stehe zu meinen Werten, und ich ignoriere dieses Geld."
Julia, Content-Creatorin

Hin- und hergerissen zwischen Jobanfragen

Julia macht vor allem Beauty-Content. In ihrem Alltag versucht sie drauf zu achten, welche Produkte sie kauft. Etwa, dass diese Produkte halbwegs umweltverträglich sind. Und genau die gleichen Fragen stellt sie sich dann auch, wenn sie Kooperationsanfragen von Marken bekommt: "Ich bekomme auch Anfragen von großen Marken. Und da muss ich dann auch immer wieder schauen: Was unterstützen die finanziell? Und möchte ich das mit einem Video auch unterstützen?"

"Sehr viele Marken haben gewisse Praktiken, die ich als Mensch nicht ok finde, und wenn ich das kaufe, dann unterstütze ich die Handlungen dieser Marke."
Julia, Content-Creatorin

Julia sieht es als Verantwortung, andere Menschen mit ihrer Werbung nicht negativ zu beeinflussen. Denn jedes Video kann viral gehen, nicht nur von großen Influencern, sondern auch von kleineren, sagt die Conten-Creatorin. Deshalb versucht sie, an ihren Werten festzuhalten und bei der Auswahl ihrer Kooperationsanfragen wählerisch zu bleiben. "Das Geld ist gut, aber auch das Gefühl dahinter muss stimmen", findet Julia.

Was jungen Menschen im Job wichtig ist

Wer einen Job anfängt, der macht sich viele Gedanken, was dabei wichtig ist. Tatsächlich steht das Gehalt bei vielen nicht an oberster Stelle. Das zeigen zumindest verschiedene Studien, sagt Adrian Lerche. Er ist Ökonom am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung.

Work-Life-Balance und Spaß am Job entscheidend

Wichtiger sei vielen eher, dass ihnen der Job Spaß macht. Auch die Arbeitsbedingungen spielen eine große Rolle. "Teilweise wird zum Beispiel physische Arbeit eher abgelehnt. Man möchte auch einen angesehenen Job haben. Es geht auch darum: hat man ein Mindesteinkommen, womit man sein Leben bestreiten kann. Und erst dann ist auch mehr Gehalt wichtig", so Adrian Lerche.

Jüngeren Menschen ist zunehmend wichtig, welche Werte im Unternehmen vorherrschen, in dem sie arbeiten, sagt die Bildungsphilosophin Rita Molzberger. Dabei kann es aber auch zu Konflikten kommen, wenn die eigenen Werte mit denen der Firma nicht komplett oder gar nicht übereinstimmen.

"Ich muss mich fragen, ob meine individuelle Werthaltung, mit der, die dieser Job impliziert, zusammenkommt oder nicht."
Rita Molzberger, Bildungsphilosophin

Die Frage, ob die eigenen Werte oder die des Unternehmens wichtiger sind, kann zu einem richtigen Dilemma führen, so die Bildungsphilosophin. Sie empfiehlt, auf die innere Stimme zu hören. Rita Molzberger sagt, dass man die auch schon mal überhört, etwa in stressigen Situationen. Es gebe aber die Möglichkeit, das Hören des Gewissens aktiv trainieren und das Training in den Alltag integrieren.

Bei schwierigen Jobfragen sei es außerdem hilfreich, Kolleg*innen oder Freund*innen mit ins Boot zu holen und sie nach ihrer Meinung zu fragen, um damit nicht alleine zu sein.

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Shownotes
Geld oder Gewissen
Würden wir jeden Job machen?
vom 02. Juli 2025
Gesprächspartnerin: 
Julia, lehnt als Content-Creatorin die Zusammenarbeit mit Marken ab, die nicht ihren Werten entsprechen
Gesprächspartner: 
Adrian Lerche, Ökonom am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Gesprächspartnerin: 
Rita Molzberger, Bildungsphilosophin an der katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen
Autor und Host: 
Przemek Żuk
Redaktion: 
Anne Bohlmann, Friederike Seeger, Timur Gökce, Marcel Bohn
Produktion: 
Norman Wollmacher
Quellen: