Durch Domestizierung und Zucht greifen wir schon lange in das Erbgut von Tieren ein. Mit Genom Editing könnten wir gezielt unerwünschte Gene abschalten - und Katzen zum Beispiel so verändern, dass sie auf Menschen nicht mehr allergen wirken.

Eine Katze, die beim Menschen keine Allergien hervorruft. Mit Genom Editing ist das zumindest denkbar. Damit kann gezielt ein bestimmtes Gen ausgeschaltet oder verändert werden, erklärt der Tiergenetiker Henner Simianer, Professor an der Universität Göttingen. Auch eine Erbkrankheit aufgrund eines Gendefekts könnte mit Genom Editing geheilt werden.

"Es ist schon eine Überlegung wert, wenn wir quasi das kaputte Gen gezielt entfernen oder reparieren könnten, ob man das nicht zulassen sollte."
Henner Simianer, Tiergenetiker an der Uni Göttingen

Mit Genom Editing könnte man Katzen genetisch so verändern, dass sie keine Allergien beim Menschen mehr auslösen - sie würden dann bestimmte Proteine nicht mehr absondern, durch die die allergische Reaktione beim Menschen hervorgerufen wird. Dabei handelt es sich um bestimmte Proteinstrukturen, die allergen wirken. Henner Simianer kann sich zumindest vorstellen, dass durch die Veränderung des entsprechenden Gens die Proteinstruktur so verändert werden kann, dass sie nicht mehr allergen wirkt.

Manche Eigenschaften zu komplex für Genom Editing

Allerdings ist Simianer zurückhaltend: Zum Beispiel Katzen den Jagdinstinkt mit Genom Editing zu entfernen, sei wahrscheinlich unmöglich, weil dafür viele verschiedene Gene verantwortlich sind, die man nicht kennt. Davon abgesehen müsse man auch immer die Frage stellen, ob man etwas machen soll, auch wenn man es machen kann.

Bei der Nutztierhaltung wird Genom Editing noch nicht angewendet. In Europa gibt es kein einziges Nutztier, das gentechnisch verändert und zugelassen ist. In den USA dagegen ist einem Lachs ein Gen eines Wildlaches eingebaut worden, der ein größeres Wachstumsvermögen hat.

"Generell kann man sagen, dass Gentechnik im Sinne, dass gezielt Gene verändert werden, bei der Zucht von landwirtschaftlichen Nutztieren für die Lebensmittelproduktion nicht angewendet wird."
Henner Simianer, Tiergenetiker an der Uni Göttingen

Mehr über die Genveränderungen bei Haustieren:

Shownotes
Genom Editing
Haustiere designen
vom 11. Juli 2016
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Prof. Dr. Henner Simianer