Wenn technische Geräte wie Handys schon nach kurzer Zeit nicht mehr funktionieren, steht schnell der Vorwurf der "geplanten Obsoleszenz", also dem geplanten Verschleiß von Produkten, im Raum. Das lässt sich allerdings nur schwer nachweisen.

Die Lebensdauer eines Smartphones ist manchmal so kurz wie die Zeitspanne bis zum Erscheinen des neuen Modells. Ist ein Handy mal defekt, lässt sich das nicht immer reparieren. Viele Teile sind so verbaut, dass sie sich kaum austauschen lassen. Oder die Kosten für eine Reparatur sind so hoch, dass es günstiger ist, ein neues Handy zu kaufen.

Apple steht erneut unter Verdacht

In Frankreich wirft die Verbraucherschutzorganisation "Hop" Apple vor, den Verschleiß von iPhones gezielt zu planen. Die französische Justiz ermittelt. Konkret geht es um den Vorwurf, der Tech-Konzern verhindere bewusst, dass auch freie Werkstätten die Handys des Unternehmens reparieren können, ohne dass sie dafür auf Originalteile zurückgreifen müssen. Der Konzern soll sogar aus der Ferne die Leistung der reparierten Geräte einschränken können, so der Vorwurf weiter.

In einem ähnlichen Fall musste Apple 2020 bereits eine Strafe in Höhe von 25 Millionen US-Dollar zahlen. Damals hatte die gleiche Verbraucherschutzorganisation in Frankreich gegen den Konzern geklagt. Apple hatte den Vorwurf schließlich eingeräumt. Dem Konzern ging es nach eigenen Aussagen aber darum, die Lebensdauer der Geräte zu verlängern.

Geplante Obsoleszenz ist schwer nachweisbar

Der Vorwurf des gewollten Produktverschleißes ist nicht neu. Er kam zuerst in den 1930er-Jahren in den USA auf, als Autohersteller damit begannen, jedes Jahr neue Modelle auf den Markt zu bringen.

Das habe schon damals einen gewissen Druck bei den Menschen ausgelöst, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau. Dieser Druck ziele darauf ab, dass wir auch ein neues Auto haben möchten, wenn wir sehen, wie andere damit unterwegs sind.

Heute zeigt sich dieser Effekt nicht nur bei Autos, sondern eben auch bei Handys, Fernsehern, Laptops und vielen anderen Produkten, die Herstellern Umsatz garantieren.

Ein Begriff, mehrere Bedeutungen

Obwohl der Begriff "geplante Obsoleszenz" schon alt ist, gibt es bis heute keine einheitliche Definition. In der Regel ist damit der Vorwurf gemeint, dass Hersteller bewusst Schwachstellen in ihre Produkte einbauen. Der Begriff umfasst aber auch Fälle, wenn sich Geräte nicht reparieren lassen oder nicht mit anderen Geräten kompatibel sind – wie ein Handy, in das nur Originalersatzteile eingebaut werden können.

"Man kann klar sagen, dass eine geplante Obsoleszenz Teil unseres Wirtschaftssystems ist."
Siddharth Prakash, Umweltwissenschaftler, Öko-Institut

Obwohl wir oft eine geplante Obsoleszenz vermuten, ist sie nur schwer nachweisbar: Als die Stiftung Warentest vor zehn Jahren Waschmaschinen, Staubsauger und Lampen überprüft hat, konnte sie jedenfalls keine absichtlich eingebauten Schwachstellen entdecken.

Mehr Umsatz mit kurzlebigen Geräten

Das bestätigt auch der Umweltwissenschaftler Siddharth Prakash vom Öko-Institut: Eine bewusste Manipulation sei kaum nachweisbar. Denn die Hersteller würden eine kurze Nutzungsdauer oft begründen können. Häufig seien Kosten ein Argument. Dennoch meint er, es gehe eigentlich darum, den Umsatz zu steigern.

"Die Intention dahinter ist, dass man mehr Produkte kauft, weil das den Absatz der Geräte steigert und die Wirtschaft ankurbelt."
Siddharth Prakash, Öko-Institut

Geräte halten so lange wie nötig

Wenn Hersteller die Lebensdauer ihrer Produkte planen, kalkulieren sie mit der Nutzungsdauer und verschiedenen anderen Fragen, wie:

  • Was erwarten die Menschen von dem Produkt? Möchten sie etwa immer das neuste Handy oder eins, das 20 Jahre hält?
  • Wie schnell ist der technologische Fortschritt? Beispiel Handykameras: Ihre rapide Entwicklung macht Smartphones mit veralteten Kameras für manche Menschen unattraktiv.
  • Soll das Produkt Teil des Massenmarktes sein und möglichst günstig oder geht es um Qualität?

Aktuell, so unser Reporter, halten viele Geräte eben nur so lange wie nötig und nicht so lange wie möglich.

Es braucht mehr gesetzliche Regelungen

Umweltwissenschaftler Siddharth Prakash und seine Kolleg*innen vom Öko-Institut fordern daher mehr Transparenz: Wir sollten vor dem Kauf erfahren, wie lange das Handy, der Fernseher oder der Wasserkocher wahrscheinlich halten werden. Dafür sei es auch notwendig, die gesetzliche Gewährleistung zu verlängern. Hersteller könnten verpflichtet werden, dass ihre Produkte länger halten müssen, etwa für zehn statt nur zwei Jahre.

In diese Richtung plant die Europäische Union aktuell: Sie möchte Hersteller von Smartphones und Tablets dazu verpflichten, langlebige Akkus zu verbauen und ein Recht auf Reparatur. Auch die Produktlebensdauer dürfe nicht absichtlich begrenzt werden, heißt es in einem Gesetzesentwurf zur Verbesserung der Produktkennzeichnung und -haltbarkeit.

Shownotes
Geplante Obsoleszenz
Wenn Handys und Co. zu schnell kaputtgehen
vom 24. Mai 2023
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächsparnter: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova