Zimt, Nelken, Lebkuchen, Mandarinen - Weihnachten steigt uns in die Nase und irgendwie auch ins Herz. Denn Weihnachtsdüfte sind ein bisschen wie der Erinnerungsexpress in die Kindheit.

Warum Gerüche uns so gefühlig werden lassen, erklärt Hanns Hatt, Professor für Zellphysiologe an der Ruhr-Universität Bochum: Denn der Geruchssinn hat eine Fähigkeit, über die andere Sinne nicht gleichermaßen verfügen.

"Das ist etwas ganz Besonderes bei der Nase. Das Gefühlszentrum, das limbische System, ist ganz eng mit der Nase und mit dem Gedächtniszentrum verbunden."
Hanns Hatt, Biologe und Mediziner

Die 350 Sensoren in unserer Nase nehmen Gerüche auf und analysieren die Zusammensetzung eines Duftes, erklärt der Biologe und Mediziner. Aber nicht nur die Information über das Aroma wird ans Gehirn weitergeleitet, sondern auch welche Bilder und Gefühle wir empfinden, wenn wir etwas zum ersten Mal riechen. Dieses Gesamtpaket aus Geruch, Emotionen und Bildern landet dann im Erinnerungszentrum unseres Hirns.

Emotionen beim ersten Schnuppern

Bedingung, damit der Geruch wirklich nachhaltig und stark haften bleibt, ist eine besonders starke Emotion, ein besonders Erlebnis. "Je emotionaler man war, wenn man einen Duft riecht, desto länger und intensiver wird ein Duft gespeichert," so Hanns Hatt.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Bei Weihnachtsdüften sind das im besten Fall einmalig aufregende Kindheitserinnerungen: Vorfreude, Wärme, Geborgenheit - und natürlich Süßkram und Geschenke! "Man kann sich damit quasi zurückbeamen in die frühste Kindheit und Erinnerungen auslösen, die tief im Gehirn vergraben waren", sagt der Zellphysiologe.

"Da Weihnachten quasi die Zeit der Superemotionen ist, ist klar, dass die Weihnachtsdüfte besonders intensiv gespeichert werden."
Hanns Hatt, Professor für Zellphysiologie

Prägend für unsere Geruchserinnerung ist vor allem die Kindheit. Ganz einfach, weil wir dann vieles zum ersten Mal erschnuppern. Aber auch im Erwachsenenalter steigen uns neue Düfte in die Nase: auf Reisen, beim Kochkurs, in der Natur. Hier müssen wir uns mit den schönen Geruchserlebnissen jedoch ranhalten. Ab etwa 60 Jahren, so Hans Hatt, lässt der Geruchssinn nach - ähnlich wie Sehen oder Hören schwieriger werden: "Nur für das Riechen gibt es leider keinen Ersatz." Aufhalten lasse sich das nur durch tägliche Riechübungen, empfiehlt er - ganz ähnlich wie sie etwa Parfümeure durchführen.

Wenn der Glühwein-Duft den Magen erreicht

Um uns den Duft von Glühwein vorzustellen, braucht es nicht viel Erinnerungskraft. Denn er ist ganz besonders prägnant. Das liegt daran, dass er besonders gewürzreich ist und er durch die Wärme zudem viel Duft abgibt, der sich durch heißen Dampf besonders gut verteilt. Dabei steigen ätherische Öle in unsere Nase, die in der Natur ursprünglich beispielsweise Bakterien fernhalten sollen.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Neue Studien haben gezeigt, dass die Duftsensoren aus der Nase nicht nur in den Riechzellen vorkommen, sondern überall im Körper: auch in Magen, Darm oder Lunge. "Wenn ich diese Gewürze nicht nur rieche, sondern auch esse und trinke, zeigt sich, dass auch Magen und Darm darauf reagieren", sagt Hanns Hatt. Sie riechen nicht im eigentlich Sinne, aber der Darm kontrahiert etwa schneller und beschleunigt so die Verdauung. Andere Weihnachtsdüfte wie Sandelholz wirken sich etwa gut auf die Wundheilung aus.

Shownotes
Geruch und Erinnerung
Warum Weihnachten so einmalig riecht
vom 26. Dezember 2016
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Hans Hatt, Professor für Zellphysiologie Ruhr-Universität Bochum