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Pille rein, Schwangerschaftsrisiko raus: Ja, die Pille ist als Verhütungsmittel zunächst eine Befreiung für Frauen. Heute ist das Image des Medikaments angeschlagen und die gesundheitlichen Risiken der Hormonbehandlung stehen im Vordergrund.

Wer in der Antike Empfängnisverhütung betreiben wollte, bekam zum Beispiel solche Rezepte: In Ägypten etwa wurde Frauen empfohlen, sich Akazienblätter in die Vagina einzuführen. Und in Griechenland riet man ihnen, eine Mixtur aus Zedernöl, Bleisalbe oder Weihrauch mit Olivenöl zu verwenden.

Suche nach der Spermienbremse

Ein persischer Arzt hat um die Jahrtausendwende mehr als 20 unterschiedliche Verhütungsmethoden aufgelistet und öffentlich gemacht. Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass viele der früher angepriesenen Methoden ihren Zweck durchaus erfüllten - sie konnten zeigen, dass durch die verwendeten Mittel die Beweglichkeit von Spermien eingeschränkt wird oder sie ganz absterben.

"Die Pille war eine Befreiung für die Frauen. Es war zumindest ein sehr entscheidendes Puzzleteil in diesem vielleicht komplexeren Prozess."
Eva-Maria Silies, Historikerin

Der wirkliche Durchbruch kommt aber erst später: Die moderne Suche von Forschenden nach einer Verhütungsmethode geht zurück auf den Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals wird in den USA der Wunsch nach einer wirksamen Geburtenkontrolle, nach selbstbestimmter Familienplanung und nach Aufklärung über Sexualität immer lauter.

Pillen-Forschung im Ausland

Es dauert aber einige Jahrzehnte, bis in den 1950er Jahren Forschung beginnt, an deren Ende ein Mittel gegen Menstruationsbeschwerden steht – eigentlich. Denn es stellt sich heraus, dass eine Nebenwirkung von Enovid, so der Name der ersten Pille, Schwangerschaftsverhütung ist. Deshalb gibt es in den USA anhaltende Proteste, sodass die Arbeiten an dem Medikament nach Puerto Rico verlegt werden.

"Für so ein Erstgespräch zur Verordnung der Pille hat der Arzt auch nur 15 Minuten."
Sabine Kray, Journalistin und Autorin

Im August 1960 schließlich kommt die Antibabypille in den USA auf den Markt. Bald darauf eroberte sie den Rest der Welt. Anfangs wird sie als Befreiung von einer rigiden Sexualmoral gefeiert, aber bald kommt Kritik auf: Die Verantwortung liege allein bei den Frauen, der Mann hingegen hätte keinerlei Verpflichtung. Zudem ginge bei manchen Frauen das Gefühl für den eigenen Körper verloren. Auch die Libido leide unter der ständigen Einnahme der Pille, so die Kritik.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Medizinhistoriker Robert Jütte befasst sich mit der Geschichte der Empfängnisverhütung.
  • Die Historikerin Eva-Maria Silies beschreibt, wie sich das Lebensgefühl der jungen Generation in den 1960er und 1970er Jahre durch die Pille verändert.
  • Die Journalistin Sabine Kray fasst die Kritik an der Pille aus feministischer Sicht zusammen.
  • Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erläutert die Verhütungsmethoden in der Antike.
  • Deutschlandfunk Nova-Reporterin Luisa Filip zeichnet den Weg der Erforschung der Antibabypille in den USA nach.
Shownotes
Geschichte der Empfängnisverhütung
1960: Verkaufsstart der Antibabypille in den USA
vom 08. August 2025
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
Gesprächspartner: 
Robert Jütt, Medizinhistoriker
Gesprächspartnerin: 
Eva-Maria Silie, Historikerin
Gesprächspartnerin: 
Sabine Kray, Journalistin
Beitragsautorin: 
Luisa Filip, Deutschlandfunk Nova-Reporterin
  • Medizinhistoriker Robert Jütte befasst sich mit der Geschichte der Empfängnisverhütung.
  • Historikerin Eva-Maria Silies beschreibt, wie sich das Lebensgefühl der jungen Generation in den 1960er und 1970er Jahre durch die Pille verändert.
  • Journalistin Sabine Kray fasst die Kritik an der Pille aus feministischer Sicht zusammen.