Gut geschlafen? Hoffentlich! Denn wie lang und gut wir schlafen, spielt eine wichtige Rolle für Körper und Geist. Psychiater und Psychotherapeut Bastian Willenborg erklärt, warum das so ist und gibt Tipps für eine bessere Schlafhygiene.
Wenn Patient*innen neu in seiner Praxis sind, dann fragt Bastian Willenborg immer danach, wie gut und wie lange sie schlafen. Denn schlechter Schlaf ist zum einen ein Symptom – beispielsweise bei Depression, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Ängsten – und spielt daher bei der Diagnose eine wichtige Rolle, erklärt der Psychiater und Psychotherapeut.
"Schlafstörungen spielen bei ganz unterschiedlichen psychischen Erkrankungen eine total große Rolle."
Zum anderen kann gestörter Schlaf selbst auch Probleme und Krankheiten verursachen. Das geht schon mit dem Erinnern los: "Schlaf brauchen wir zum Beispiel, um neue Dinge zu lernen", erklärt Bastian Willenborg. Denn: Gedächtniskonsolidierung, also dass Dinge aus unserem Kurzzeitgedächtnis in unser Langzeitgedächtnis übertragen werden, passiert, wenn wir schlafen.
Das heißt übrigens auch, ergänzt er: Wenn wir nicht ausreichend und gut schlafen, dann ist eine Psychotherapie weniger wirksam, weil Psychotherapie eben ein Lernvorgang ist. Wer seinen Schlaf verbessert, tut also auch etwas für seinen Erfolg in einer Therapie.
Tiefschlaf ist nötig für die Abfallentsorgung im Gehirn
Und Schlaf macht noch mehr: Während wir schlafen, reinigt beispielsweise unser sogenanntes glymphatisches System unser Gehirn von Abfallstoffen. Dieser Prozess findet vor allem im Tiefschlaf statt. Neuere Studien zeigen, so Bastian Willenborg, dass unser Risiko für Demenz steigt, wenn wir nicht ausreichend und gut schlafen.
Schlafmittel stören Reinigungsprozess im Gehirn
Wenn der Schlaf gestört ist, können Schlafmittel helfen. Schlaf, den wir dank Medikamenten bekommen, ist in der Summe auch immer noch besser als kein Schlaf, sagt Bastian Willenborg. Aber: Bestimmte Schlafmittel können etwa die Funktionstüchtigkeit dieses Pumpensystems reduzieren.
Und Schlaf hat auch ganz direkte praktische Nutzen, erklärt Bastian Willenborg. Abends können wir zum Beispiel Entscheidungen schwieriger fällen oder treffen sie eher impulsiv, weil wir unter Stress stehen.
Entscheidung? Drüber schlafen!
Nach einer Mütze Schlaf sind wir besser in der Lage, unsere Emotionen zu regulieren und perspektivisch zu denken – auch, weil relevante Informationen des Vortrags besser verarbeitet wurden. "Die Entscheidung am nächsten Tag ist eine bessere", sagt der Psychiater und Psychotherapeut.
Und auch für die körperliche Gesundheit spielt guter Schlaf eine wichtige Rolle – so ist bekannt, dass etwa Bluthochdruck oder Adipositas bei Menschen häufiger auftreten, die schlecht schlafen, ergänzt er.
Was tun, wenn ihr Probleme mit dem Schlafen habt? Sebastian Willenborg gibt zwei zentrale Tipps:
- Versucht, eine Schlafroutine zu entwickeln, also immer zur gleichen Zeit schlafen zu gehen und aufzustehen.
- Nutzt die Zeit, die ihr im Bett verbringt, wirklich nur zum Schlafen. Wenn ihr nachts wach werdet, dann steht eher auf und geht erst wieder ins Bett, wenn ihr wirklich müde seid. Ok, Sex im Bett ist auch in Ordnung. Aber alles, was einen Bildschirm hat, ist tabu!
"Das Bett ist für Schlafen und für Beischlaf da – etwas anderes sollte da nicht getan werden."
Hörtipp: Wollt Ihr mehr über guten und gesunden Schlaf wissen? Dann hört in unseren Podcast Über Schlafen rein! Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge und Schlafforscherin Dr. Christine Blume beantworten darin jeden Dienstag eine Frage zum Thema Schlaf und räumen ganz nebenbei auch mit Schlafmythen auf.
