Melisse oder Passionsblume, Baldrian oder Hopfen: Drogerien und Apotheken bieten diverse pflanzliche Mittel an, die uns beim Ein- oder Durchschlafen helfen sollen. Schlafforscherin Christine Blume ordnet ein, was sie wirklich bringen.
Eine aktuelle, repräsentative Befragung der Krankenkasse Pronova BKK hat gezeigt, dass vor allem pflanzliche Schlafmittel sehr beliebt sind. Etwa ein Drittel der Befragten nimmt sie bei Schlafproblemen zumindest ab und zu ein. Unter diese pflanzlichen Mittel fallen zum Beispiel Baldrian, Passionsblume, Melisse oder Hopfen. Aber auch Melatonin-Präparate werden ähnlich häufig genutzt.
Wirksamkeit unterschiedlich gut untersucht
Einige der pflanzlichen Mittel sind in ihrer Wirksamkeit gut untersucht, sagt Schlafforscherin Dr. Christine Blume. Dazu zählen zum Beispiel Lavendelölkapseln: In mehreren Studien hat sich gezeigt, dass die Proband*innen weniger ängstlich waren, weniger innere Unruhe verspürten und auch ihre Reizbarkeit abnahm. Dieses pflanzliche Mittel kann also vor allem dann helfen, gut zu schlafen, wenn jemand gerade in einer stressigen Phase ist, zum Beispiel in einer Prüfungsphase.
"Lavendelölkapseln verbessern eher indirekt den Schlaf. Sie wirken eventuell weniger gut, wenn jemand keine innere Unruhe spürt – wenn das also nicht die Ursache für den schlechten Schlaf ist."
Andere pflanzliche Mittel sind weniger gut untersucht. Bei Baldrian zum Beispiel ergibt sich aus den Studienergebnissen kein eindeutiges Bild. Manche Studien zeigen zwar, dass Baldrian die Einschlafzeit besser verkürzt oder auch die Schlafqualität eher verbessert als ein Placebo.
Ausprobieren ist okay
Es gibt aber auch Studien, die keinen Vorteil gegenüber Placebos bestätigen können. Auch Hopfen oder Passionsblume könnten eine beruhigende Wirkung haben – sie ist aber auch hier nicht eindeutig bewiesen.
Schlafforscherin Christine Blume empfiehlt: "Generell kann man solche Hausmittel bei kurzfristigen und leichten Schlafproblemen mal ausprobieren. Also: Nervosität und Anspannung in der Prüfungsphase, etwas Ängstlichkeit und Anspannung vor einer wichtigen Präsentation im Job."
Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?
Wichtig dabei: Die Mittel immer nach Packungsbeilage einnehmen und nicht nach dem "Viel-hilft-viel"-Prinzip. Denn auch pflanzliche Mittel wirken im Körper. Spätestens wenn die Schlafprobleme sich nicht verbessern, obwohl die Stressphase eigentlich vorbei ist, ist es wichtig, zur Hausärztin oder zum Hausarzt zu gehen.
"Generell kann man solche Hausmittel bei kurzfristigen und leichten Schlafproblemen mal ausprobieren."
Denn dann können pflanzliche Mittel meist nicht mehr weiterhelfen und es ist wichtig, die Schlafprobleme ärztlich abklären zu lassen. Der Arzt oder die Ärztin kann dann auch eine spezielle Psychotherapie bei Insomnie verschreiben.
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