Reisen wir in ein weit entferntes Land, das in einer anderen Zeitzone liegt, dann dauert es oft Tage, bis wir uns an den neuen Tag-Nacht-Rhythmus angepasst haben. Teilweise liegen wir nachts wach oder schlafen am Tag ein – und das macht alles nur schlimmer. Warum ist das so und was können wir wirklich gegen den Jetlag tun?

Jetlag ist, wenn die äußere und die innere Zeit nicht zusammenpassen. Unsere innere Uhr sagt uns zum Beispiel: Es ist Nacht. Aber an unserem Reiseziel ist es gerade Tag. Wir müssen uns also neu mit der Außenwelt synchronisieren.

“Das ist tatsächlich eine Schlafstörung, eine sogenannte 'Zirkadiane', also den 24-Stunden-Rhythmus betreffende Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung vom Typ Jetlag.”
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Wir schlafen also nicht, wenn wir es gerne würden. Außerdem fühlen wir uns unwohl. Und die Anpassung an den neuen Rhythmus, die kann dauern.

“Die Daumenregel ist: Wir passen uns mit ungefähr einer Stunde pro Tag an die neue Zeitzone an.”
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Fliegen wir also beispielsweise in die USA und rechnen mit sechs Stunden Zeitverschiebung, dann dauert es im Schnitt sechs Tage, bis wir den Jetlag wieder los sind.

Der Jetlag wird schlimmer, wenn die Reise Richtung Osten geht

Es ist auch etwas dran an dem Mythos, dass uns Reisen in den Westen leichter fallen als Reisen in den Osten.

“Das liegt daran, dass eine Reise in den Westen bedeutet, dass sich unser Tag verlängert, während eine Reise in den Osten bedeutet, der Tag wird kürzer.”
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Es fällt uns leichter, länger wach zu bleiben, als auf Kommando schlafen zu müssen. Und noch ein Aspekt kommt dazu: Die meisten Menschen haben, was den Chronotyp angeht, eine leichte Tendenz zum Spättypen. Das bedeutet, sie werden nicht allzu früh müde und stehen gerne zwischen 7 und 8 Uhr auf. Dabei kann es sein, dass der innere Tag ein wenig länger dauert als 24 Stunden. Die innere Uhr zählt also zum Beispiel 24 1/2 Stunden zu einem Tag. Im Alltag ist das für uns überhaupt kein Problem. Reisen wir aber in ein fernes Land, dann sorgt das dafür, dass es besser funktioniert, sich an eine Verlängerung des Tages anzupassen, als an eine Verkürzung.

In der aktuellen Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge darüber, was wir wirklich gegen den Jetlag tun können.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Schlafen auf Reisen
Was können wir gegen Jetlag tun?
vom 22. August 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
    Unsere Quellen:
  • Blume, C., et al. (2020). "How does Austria sleep?" Self-reported sleep habits and complaints in an online survey. Sleep and Breathing, 24(2).
  • Moline, M. L., et al. (1992). Age-Related Differences in Recovery from Simulated Jet Lag. Sleep, 15(1).
  • Sack, R. L. (2010). Jet Lag. New England Journal of Medicine, 362(5).
  • Takahashi, T., et al. (1999). Re‐entrainment of circadian rhythm of plasma melatonin on an 8‐h eastward flight. Psychiatry and Clinical Neuroscience, 53(2).
  • Takahashi, T., et al. (2001). Re‐entrainment of the circadian rhythms of plasma melatonin in an 11‐h eastward bound flight. Psychiatry and Clinical Neuroscience, 55(3).