In einem WHO-Bericht zum weltweiten Tabakkonsum kommt Deutschland nicht gut weg. Es passiere demnach zu wenig, um Menschen zum Aufhören zu bewegen. Ein Problem: In einigen Bundesländern dürfen Kunden sogar noch in der Gastronomie rauchen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert Deutschland in einem neuen Bericht zum weltweiten Tabakkonsum. Demnach unternimmt Deutschland nicht genug dagegen, dass Menschen rauchen.
- Die Tabaksteuer ist in Deutschland mit durchschnittlich 61,4 Prozent deutlich zu niedrig.
- Es gibt zu wenig Unterstützung für Leute, die mit Rauchen aufhören wollen.
- Es passiert zu wenig in Sachen Tabak-Werbeverbote.
- Es passiert zu wenig in Sachen Rauchverbote in öffentlichen Räumen
Das sind zusammenfassend Kritikpunkte, die die WHO Deutschland in dem Bericht vorwirft. In Hamburg oder Berlin etwa dürfen Kund*innen in einigen kleinen Kneipen noch immer rauchen. So etwas überprüft die WHO seit 2008: Rauchverbote sind eine der sechs Maßnahmen, die die WHO ausgearbeitet hat, damit weniger Menschen rauchen.
"Laut dem aktuellen Bericht gibt es vier Länder, die alle WHO-Maßnahmen umsetzten, damit weniger Menschen rauchen."
Die Niederlande, die Türkei, Mauritius und Brasilien sind die Länder, die alle Maßnahmen der WHO inzwischen umgesetzt haben. Zu beachten ist allerdings, dass der Erfolg in der Türkei überschaubar ist: Auch dort raucht noch immer gut jede vierte erwachsene Person täglich – das sind 26 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 16 Prozent.
In sieben Staaten fehlt die Umsetzung von noch einer WHO-Maßnahme. Und 40 Länder haben noch keine einzige umgesetzt.
Steuern auf Tabakprodukte sind aus WHO-Sicht zu niedrig
Deutschland hat zwar schon einiges umgesetzt, damit die Zahl von Rauchenden abnimmt. Aber das sie bei weitem nicht genug, sagt Kerstin Ruskowski aus den Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten, die sich den Bericht angeschaut hat. Zum Beispiel sind die die Steuern auf Tabakprodukte aus Sicht der WHO zu niedrig: Die liegen in Deutschland bei etwas mehr als 60 Prozent. Nach der Empfehlung der WHO müssten sie mindestens 75 Prozent des Produktpreises ausmachen.
"Abgesehen von Deutschland findet die WHO die Tabaksteuer auch in Norwegen und der Schweiz zu niedrig."
Deutschland könnte Bürger und Bürgerinnen auch mit staatlich geförderten Programmen beim Aufhören unterstützen. Die Werbeverbote für Tabakprodukte gehen der Weltgesundheitsorganisation in Deutschland nicht weit genug. Und aus WHO-Sicht sind Rauchverbote in der Öffentlichkeit hierzulande völlig unzureichend. Die von der WHO erhobenen Daten beziehen sich ausschließlich auf klassische Zigaretten und Zigarillos, Zigarren und so weiter.
Mehr als sieben Millionen Tote jährlich durch Tabakkonsum
Es gibt noch keine Daten dazu, wie viele Menschen E-Zigaretten und Tabakerhitzer verwenden. Die Weltgesundheitsorganisation würde solche Produkte gern verbieten – in 42 Ländern sind sie schon verboten. Sie meint, dass Ersatzprodukt-Herstellende Teens und Twens mit Sorten wie Zuckerwatte und Gummibären anlocken, um sie so an das Produkt zu binden.
Die WHO schätzt, dass weltweit jedes Jahr mehr als sieben Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum sterben.