Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist es eine Art Revolution: der Wegfall der Fallpauschale. Anderen geht die Reform nicht weit genug, vor allem sei sie aber zu langsam.
Im Jahr 2020 haben Kliniken schätzungsweise zwischen 70 bis 90 Prozent mit Fallpauschalen erwirtschaftet. Das zeigt, dass sich Krankenhäuser bislang nur durch "Fälle" finanzieren können, wobei die einen mit einer gewinnbringenderen Pauschale abgerechnet werden werden können als andere. Kliniken, die sich auf teure Knie-OPs oder Ähnliches spezialisiert haben, stehen relativ gut da.
In Zukunft sollen Krankenhäuser in Deutschland zwar immer noch mit Pauschalen vergütet werden, aber nicht mehr nach Fällen, sondern für die Vorhaltung bestimmter medizinischer Dienstleistungen - die sogenannte Vorhaltungspauschale, erklärt Nadine Lindner vom Dlf-Hauptstadtstudio. Sie findet, die Reform geht in die richtige Richtung.
"60 Prozent der Vergütungen sollen Krankenhäuser dafür bekommen, dass Apparaturen, geschultes Fachpersonal und bestimmte Dinge da sind."
Außerdem wird der Bund die Kliniken in verschiedene Versorgungsstufen einteilen, die wiederum die Vergütung beeinflussen. Darauf haben sich Bund und Länder in ihrem Eckpunktepapier geeinigt. Eine Einigung war deshalb wichtig, weil der Bund die laufenden Kosten und die Qualitätssicherung der Krankenhäuser übernimmt, die Länder dagegen die Investitionskosten.
Außerdem werden Leistungsgruppen erstellt, die in einem Krankenhaus angeboten werden. Eine Leistung könnte zum Beispiel Kardiologie sein. Auf Grundlage der vorhandenen Leistungsgruppen wird das Krankenhausbudget berechnet.
Kliniken von Insolvenz bedroht
Bis diese Einstufungen der Kliniken erfolgt und die Leistungsgruppen erstellt sind, wird noch einige Zeit vergehen. Doch vielen Krankenhäusern läuft die Zeit davon. "Es gibt 1700 Kliniken in Deutschland. Gut ein Fünftel davon ist von Insolvenz bedroht", sagt Nadine Lindner.
Ziel der Reform ist einerseits, unnötige Operationen zu vermeiden und andererseits eine Spezialisierung der Kliniken voranzutreiben.
Weniger OP mehr Absprachen
Eine weitere Folge der Reform: Patientinnen und Patienten müssten sich in Zukunft wohl stärker mit Fach- oder Hausärzt*innen absprechen, an welches Krankenhaus sie sich wenden, vermutet Nadine Lindner.
"Da wird man dann stärker mit Fach oder Hausärzten über das Angebot in der Region sprechen müssen."