Bäume schützen, Hundekacke vermeiden, was für Insekten tun. Das wollte unser Autor Stephan Beuting vor seiner Haustüre probieren: Seit vier Wochen ist er amtlich anerkannter Grünflächenpate. Erfolgreich. Denn vor seiner Tür ist nun ein Beet und keine Brache mehr.
In der Stadt gibt es jede Menge Asphalt und Beton. Bäume sind ein Segen, damit etwas Sauerstoff reinkommt, die Luft etwas feuchter wird und es an heißen Tagen nicht ganz so heftig heiß wird. Aber ein schöner Stadtbaum ist kein Selbstläufer: Verdichteter Boden durch parkende Autos macht seinen Wurzeln zu schaffen. Im letzten Sommer haben viele Bäume zudem unter der Trockenheit gelitten. Und grundsätzlich liegt rund um Stadtbäume oft jede Menge Müll und Hundekacke.
Die Baumscheibe begrünen - den Bereich unter dem Baum bepflanzen
So ähnlich sieht es auch vor der Haustüre von Deutschlandfunk-Nova-Reporter Stephan Beuting aus: Es gibt eine etwa vier Meter hohe Sommerlinde, die kerzengerade nach oben wächst und in einer wunderschönen kegelförmigen Krone endet. So schön der Baum auch ist, so traurig ist das, was da drunter los ist, auf der sogenannten "Baumscheibe". Dort ist die Erde platt und hart. Der Baum ist umgeben von ein paar Büschel Gras, einem Trampelpfad, zwei Fahrrädern, jede Menge Plastikmüll und Hundekacke. Und genau das soll jetzt anders werden.
Deswegen war Stephan schon mal bei der Stadt Bonn, um eine hochoffizielle Patenschaft beim Amt für Stadtgrün zu beantragen. Jetzt ist er mit Ute Odenthal vom Bonner Amt für Stadtgrün zum Ortstermin verabredet. Sie findet, dass das Beet, das Stephan mit seiner Familie beackern will, eine luxuriöse Größe hat.
"Hier haben wir ausnahmsweise mal ein Luxusbeet von zwei mal acht Metern oder sogar zwei mal zehn Meter. Das ist schon relativ luxuriös."
Zusammen mit Frau Odenthal von der Stadt wird die geplante Begrünungsaktion legal
Zwar könnte Stephan auch einfach so losbuddeln – dann aber wäre es möglich, dass eines Morgens wieder alles abgemäht oder umgegraben ist. Er entscheidet sich daher für die offizielle Variante. Und bei dieser erhält Stephan zunächst ein kleines Merkblatt der Stadt, was erlaubt ist und was nicht.
- Nicht tiefer als zehn Zentimeter graben und nicht unmittelbar am Baum (Schutz der Baumwurzeln).
- Nicht höher als 80 Zentimeter bewachsen lassen.
- Nichts mit Dornen pflanzen (Verletzungsgefahr).
- Keine Zäune, Ketten oder Spanndrähte anbringen (Stolpergefahr).
Inzwischen ist eine Besitzerin der beiden Räder aufgetaucht. Sie parkt zwar immer hier, findet die Idee der Begrünung aber auch gut und ist daher bereit, ihr Rad künftig an anderer Stelle zu abzustellen.
Die Idee ist, dass keine Räder mehr unter dem Baum geparkt werden und auch der Müll nicht mehr hier abgeladen wird. Weil die Fläche unter dem Baum dann eben ein Beet ist und nicht einfach eine verlassene Brache.
Zur Unterstützung hat Ute Odenthal von der Stadt noch ein verwaltungstechnisches Ass im Ärmel. Ein grünes Schild, das etwa so groß ist wie ein Mousepad. Darauf steht, dass das Beet in Patenschaft gepflegt wird.
"Es ist schon krass, was alleine dieses Schild ausmacht. Da weiß man, ein Privatmensch hat seine Finger dadrin."
Müll gegen Blumenerde und Stauden tauschen
Direkt am selben Nachmittag starten Stephan und seine Familie mit der Beetgestaltung. Sie finden dabei Zigaretten, Hundekacke, Taschentücher, abgeschnittene Stecker von Elektrogeräten und ein altes Haargummi. Das alles wird entsorgt. Danach gräbt und pflanzt die Familie. Zunächst alleine, dann aber mit Hilfe: Dimitri und Hassan sind mit dabei, beide neun Jahre alt.
Nach dem Harken schieben sie die Erde in der Mitte zu einem leichten Hügel auf, kleinere Pflanzen sollen außen stehen, größere kommen in die Mitte. 70 Euro haben sie für zwei Säcke Blumenerde und rund 15 Stauden ausgegeben. Neben Küchenkräutern finden Lavendel und ein paar Sonnenblumen hier einen neuen Standort.
"Wir haben uns für ein paar Kräuter entschieden, Rosmarin, Salbei, Thymian, die blühen ja schön und da gehen die Bienen gerne dran."
Nach vier Stunden ist die Baumscheibe bepflanzt und gegossen. Und tatsächlich scheint das mit dem Beet zu funktionieren. Denn auch nach einer Woche Osterferien sieht alles gut aus. Eine Nachbarin hat daran gedacht, die Blumen zu gießen – und statt Hundehaufen im Beet gibt es viel Lob von Passanten.
"Immer wenn ich in der Altstadt bin und solche Beete sehe, dann denke ich, wie schön wäre das, wenn alle Beete so wären."