Nach den Schüssen im hessischen Hanau mit mehreren Todesopfern haben die Ermittler ein Schreiben des Täters gefunden, das die Vermutung nahelegt, dass die Tat rassistisch motiviert ist.

Nach den Schüssen im hessischen Hanau mit mehreren Toten, hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Inzwischen sind ein Video und ein Bekennerschreiben aufgetaucht, die die Vermutung nahelegen, dass die Tat rassistisch motiviert gewesen sein könnte.

ARD-Terrorismus-Experte Michael Götschenberg berichtet, dass der mutmaßliche Schütze ein 24-seitiges Schreiben hinterlassen habe, "in dem er krude Verschwörungstheorien über eine Geheimorganisation entwickelt, die ihn seit seiner Kindheit fremdgesteuert haben." In dem Schreiben würden auch rassistische und fremdenfeindliche Gedanken stehen, die bis hin zum Völkermord reichen, so Götschenberg.

Verstörender Text mit Verschwörungstheorien

Deutschlandfunk-Korrespondentin im Hauptstadtstudio Berlin, Gundula Geuther, beschreibt, dass der 43-Jährige mutmaßliche Täter in dem Schreiben sein Scheitern, auch sein persönliches Scheitern, offenlegt, und dafür andere Mächte verantwortlich macht.

Gundula Geuther, Deutschlandfunk-Korrespondentin im Hauptstadtstudio Berlin
"Das Schreiben ist ein verstörender Text, in dem der mutmaßliche Täter Verschwörungstheorien darlegt, und auch die Vernichtung von Völkern – auch Teilen der Deutschen Bevölkerung – fordert."

Mutmaßlicher Täter war Behörden unbekannt

Der mutmaßliche Täter sei bisher weder dem Verfassungsschutz, noch den Polizeibehörden bekannt gewesen. Allerdings habe er mehrfach Anzeige erstattet, weil er sich von der in seinem Schreiben erwähnten Geheimorganisation überwacht gefühlt habe. Diese Anzeigen seien jedoch nicht ernst genommen worden.

Die Ermittler beschäftigt nun vor allem die Frage, ob er Kontakt zu anderen Personen hatte, die möglicherweise von seinen Plänen wussten? Was hat er an Waffen gehabt und wo kamen die her? Der Terrorismus-Experte Michael Götschenberg sagt, dass der mutmaßliche Täter einen Waffenschein gehabt haben soll, was eine Erklärung dafür sein könnte, wie er an die Waffen gekommen ist.

Politiker äußern Entsetzen und große Bestürzung

Alle Parteien äußerten Bestürzung und Entsetzen über die Tat. Auch die Bundesregierung reagierte bestürzt auf die Geschehnisse in Hanau. Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb auf Twitter, die Gedanken seien bei den Menschen in Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde.

Tödliche Schüsse in Shisha-Bar

Am Mittwochabend (19.02.2020) wurden gegen 22 Uhr an zwei Orten in Hanau Schüsse abgefeuert. Zuerst soll der mutmaßliche Täter in einer Shisha-Bar in der Innenstadt um sich geschossen haben. Im Anschluss soll er mit seinem Auto in den fünf Minuten entfernten Stadtteil Kesselstadt gefahren sein, wo er lebte. Dort habe er in einem Kiosk um sich geschossen.

Anschließend – so wird vermutet – soll er in seine eigene Wohnung gefahren sein und sich selbst getötet haben. Er wurde dort zusammen mit seiner Mutter tot in der Wohnung aufgefunden, wie der Hessische Innenminister Peter Beuth bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag bekannt gab. Nach aktuellen Angaben sind insgesamt elf Menschen gestorben. Außerdem gibt es vier Verletzte.

Shownotes
Nach tödlichen Schüssen
Hanau: Generalbundesanwalt ermittelt
vom 20. Februar 2020