Hunderte von Menschen sorgen angeblich dafür, dass Facebook sauber bleibt. Frei von Porno-Zeug, Hasskommentaren, illegalen Inhalten. Die Lösch-Truppe von Facebook ist allerdings streng geheim. Auch nach einem Besuch in der Facebook-Zentrale dürfen Journalisten nicht über sie berichten.
Es fängt schon beim Gebäude an. Die Europa-Zentrale von Facebook liegt in Dublin, was aber nicht so offensichtlich ist: Ein Logo oder einen Schriftzug sucht man vergebens. So ging es nun auch einer Gruppe von Journalisten, die Facebook eingeladen hatte, um sich über die Unternehmenskultur zu informieren. Wichtigstes Thema: Wie geht Facebook mit Hasskommentaren um. Die Botschaft: Facebook hat alles unter Kontrolle.
"Ich weiß nicht, wie viele Deutsche im Team sind."
Der Eindruck ist ein anderer. Die Zahl der Hass-Posts in Deutschland scheint während der Flüchtlingskrise ganz dramatisch explodiert zu sein, gelöscht wird aber eher wenig. Am Personal kann das eigentlich nicht liegen, wenn man den Argumenten von Julie de Baillencourt folgt. Sie ist Community-Managerin bei Facebook und Teamleiterin der Löschbrigade. Sie sagt, sie hat genug Leute. Hunderte. Wie viele Deutsche im Team seien? "Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie viele Deutsche im Team sind."
Es wurde zwar ein deutscher Muttersprachler aus der Lösch-Brigade präsentiert. Aber über seinen Namen, Aussehen, Heimatstadt dürfen die Journalisten nicht berichten. Geheim muss auch bleiben, ob der Mitarbeiter alleine arbeitet oder ob neben ihm ein anderer deutschsprachiger Kollege sitzt, den er mal nach dessen Einschätzung fragen kann. Seine Kernaussage: Während der Fußball-WM im Sommer 2014 war sein Job ziemlich entspannt.
"Das ist der zentrale Vorwurf, der Facebook immer wieder gemacht wird: Es gelten die US-Standards. Nackte Brüste werden sofort gelöscht, Hass kann fast immer stehenbleiben."
Ganz offiziell nimmt Facebook den Hate Speech sehr ernst. Aber das Netzwerk hat 1,4 Milliarden Nutzer, 350 Millionen Fotos werden pro Tag hochgeladen. Das Team hat mehr zu tun, als Hass zu löschen. Es geht um Mobbing, Gewalt-Posts, Rachepornos, Propaganda von Terror-Gruppen. Die Hasskommentare sind da für Facebook nur ein kleines Problem unter vielen.
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