Gerade macht die Facebook-Seite "Deutsche helfen Deutschen" von sich reden. Eine Initiative, die über sich schreibt, dass sie deutschen Obdachlosen helfen will. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdiskussion hat das einen komischen Beigeschmack.
Andrea Hniopek leitet die Obdachlosenhilfe der Caritas in Hamburg. Sie hört oft den Satz, dass eine Spende nur an bestimmte Menschen gehen soll. Sie erklärt sich diese Eingrenzung damit, dass die Spendenden einfach kein Verständnis für bestimmte Gruppen unter den Bedürftigen haben. Es hänge sehr eng mit dem eigenen Menschenbild zusammen. Teilweise sei so eine Auswahl auch mit Schuldzuweisungen verbunden: "Dass man denkt, der Obdachlose ist selber schuld an seiner Situation oder auch, der Flüchtling ist selber schuld."
"Wir sind froh, wenn Menschen für andere Menschen was tun wollen."
Andrea Hniopek sagt, dass sie auf solche zielgerichteten Spenden erst einmal sehr freundlich reagiere, denn schließlich sei sie froh über jede Spende. Allerdings erklärt sie dann auch, dass die Caritas generell humanitäre Hilfe leistet, und zwar unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe und auch unabhängig davon, ob die Hilfsbedürftigen Flüchtlinge oder Obdachlose sind: "Denn das sieht man ihnen ja nicht immer an."
"Es wird ihnen nichts weggenommen, aber für die andere Gruppe wird etwas mehr gemacht."
Andrea Hniopek erklärt, dass aktuell bei manchen Menschen der Eindruck entstehe, Flüchtlingen werde mehr geholfen als anderen, zum Beispiel Obdachlosen. "Das ist auch stellenweise so", sagt die Leiterin der Caritas in Hamburg, "es wird ihnen nichts weggenommen, aber für die andere Gruppe wird etwas mehr gemacht."
Aufklärungsarbeit für die Gesellschaft
Gelegentlich kommt die Kritik auch direkt von Obdachlosen, nicht unbedingt nur in Bezug auf Flüchtlinge, sondern auch mit Blick auf Menschen, die bereits seit einigen Jahren aus Osteuropa nach Deutschland kommen. Andrea Hniopek betont, dass es dann zu ihrer Aufgabe zähle, darüber zu informieren und aufzuklären, "wie deren Lebenssituation ist und dann auch bei Wohnungslosen für Verständnis für die Lebenssituation von anderen zu werben. Das ist Aufklärungsarbeit, wie wir sie in unserer Gesellschaft insgesamt leisten müssen - nicht mehr und nicht weniger."
"Es braucht Wohnungen und Unterbringungen auf einem guten Niveau. Sowohl für die Flüchtlinge als auch für andere Personengruppen."
Andrea Hniopek sagt, dass wir allen Menschen helfen und eine Chance geben sollten. Sie habe im Moment den Eindruck, dass manche Menschen lieber Wohnraum für einen geflüchteten syrischen Arzt mit seiner Familie zur Verfügung stellen würden, als für einen Obdachlosen. "Das ist auch in Ordnung", sagt die Leiterin der Caritas in Hamburg, "aber daran wird deutlich, dass wir noch einmal schauen müssen, was brauchen unsere Obdachlosen wiederum mehr."