Einmal brillant, immer brillant. Einmal verrückt, immer verrückt. Wir neigen dazu, uns und unsere Mitmenschen auf bestimmte Verhaltensweisen festzulegen. Psyche und Verhalten, so die verbreitete Annahme, seien unveränderbar. Aber das stimmt nicht, auch ein Psychopath kann sein Leben ändern.
"Panta rhei" - alles fließt und nichts bleibt. Das geht auf den griechischen Philosophen Heraklit zurück. Diesen philosophischem Strömungsgedanken nutzt der Psychologe und Neurobiologe Nils Birbaumer für seinen Ansatz der Neuroplastizität. Damit beschreibt er die Veränderbarkeit des Gehirns, seine Beeinflussbarkeit und die damit verbundene Veränderung unseres Verhaltens.
Psyche und Verhalten sind veränderbar
Diese Formbarkeit des Gehirns beschreiben Nils Birbaumer und Jörg Zittlau in ihrem Buch "Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst". Ihr Ziel ist es, zu zeigen, wie falsch die Vorstellung ist, dass manche Menschen gar nicht anders können, als so zu sein, wie sie sind.
"Aus der Gehirnforschung geht hervor, dass die Zellen unseres Gehirns auch bis ins höchste Alter plastisch sind, dass also die Lernprozesse (…) eigentlich immer funktionieren müssen."
In seinem Buch führt Nils Birbaumer verschiedene Anwendungen für Neuroplastizität an. Unter anderem behandelt er Kinder mit ADS durch das Trainingsverfahren Neuro-Feedback. Die Kindern lernen dabei, die kranke Hirnaktivität zu vergessen und dafür die gesunden zu entwickeln. Rund zwei Drittel der Kinder schaffen es so, die Hirnaktivitäten zu kontrollieren.
Das Gehirn bedingt das Verhalten
Diese Form der Beeinflussung der Hirnaktivität lässt sich auf andere Erkrankungen oder Störungen übertragen, zum Beispiel auf Parkinson- und Demenzerkrankte, Depressive oder Psychopathen:
"Wenn sie wissen, wo im Gehirn diese Vorgänge ablaufen, und wenn sie jemandem beibringen können, diese Vorgänge selbst zu erinnern, (..) dann können sie denen auch beibringen diese Hirnaktivität zu verändern. Und wenn sie die dauerhaft verändern, dann verändert sich auch ihr Verhalten."
Durch diese Behandlung können auch gesunde Menschen lernen, ihr Verhalten zu ändern und ungeahnte Potenziale zu wecken. Allerdings, so Nils Birbaumer, ist das ein langer Prozess.