Bis zu 40 Grad. In den Städten steht derzeit die Luft. Wo sollen wir uns da noch abkühlen? Wir müssen Städte anders denken und bauen, damit wir auch in Zukunft den Sommer dort ertragen. Freiburg macht vor, wie es geht.
Tage, an denen die Luft im Schatten 40 Grad Celsius und heißer wird, Nächte, in denen das Thermometer nicht unter 20 Grad sinkt: Hitze ist in vielen Städten in Deutschland ein echtes Problem. Und angesichts weltweit steigender durchschnittlicher Temperaturen werden sich die Menschen in den Städten der Hitze stellen – oder eben ins Umland ziehen müssen.
Städte sind von Hitzebelastung besonders betroffen, weil sich Asphalt, Beton und Stahl besonders aufheizen, sagt Britta Fecke. Sie arbeitet für die Umweltredaktion des Deutschlandfunks. Die genannten Materialien speichern die Hitze auch über Nacht. Abkühlung geht dann nur sehr, sehr langsam.
Coolness im Speckgürtel
Und im Umland? Rund neun Grad kühler ist es dort im Vergleich zu städtischen Temperaturwerten, erklärt Britta Fecke.
"Im Vergleich zum dünner besiedelten Umland, wo halt nicht so viel versiegelt ist, ist oft ein Unterschied von neun Grad."
Von der Hitze besonders betroffen sind Städte in Süddeutschland. Die Deutsche Umwelthilfe hat viele Städte in Deutschland einem Hitze-Check unterzogen und einen Hitzebetroffenheitsindex erstellt. Besonders heißt wird es in Mannheim, Magdeburg, Ludwigshafen, Worms und Frankfurt am Main. "Alle diese Städte haben einen versiegeltes´n Anteil von mehr als 50 Prozent. Also da ist nicht so viel grüne Fläche", erklärt Britta Fecke.
Hattingen, Gummersbach und Witten haben hingegen gut abgeschnitten, weil sie über relativ viel Grünflächen und vergleichsweise wenig versiegelte Flächen verfügen.
Freiburg hingegen befindet sich tief im roten Bereich des Rankings der Umwelthilfe. Die Stadt stellt sich dem Problem. Susanne Knospe arbeitet als Stadtplanerin in der Abteilung Stadtentwicklung für die Gemeinde im Breisgau. Sie ist als Projektleiterin für die zwei bereits vorliegenden Klimaanpassungskonzepte der Stadt mitverantwortlich.
Freiburg: Kühlen mit Plan
Susanne Knospe erinnert daran, dass Freiburg im Oberrheingraben liegt. Es gehört zu den wärmsten Großstädten in Deutschland. Sie sagt: "Hier kommt die Mittelmeerluft direkt über die Burgundische Pforte zu uns rein."
Zunächst braucht Susanne Knospe für ihre Arbeit verlässliche Zahlen – aus der Stadtklimaanalyse. Diese wird ergänzt um eine Vulnerabilitätsanalyse. So lässt sich ermitteln, wo die Stadt verwundbar ist und an welchen Stellen mehr zu tun ist, erklärt sie.
"Wir müssen die Stadt durchgrünen, weil Pflanzen eine sehr wichtige Rolle bei der Abkühlung der Stadt spielen."
Pflanzen kommt beim Hitzeschutz in Städten eine zentrale Aufgabe zu. In Freiburg wird Quadratmeter für Quadratmeter geprüft, ob er Platz für einen Baum oder vielleicht mobiles Grün bietet. Für das Projekt Grünoasen konnten Bundesmittel eingeworben werden, sagt Susanne Knospe und erklärt: "Und wenn es keinen Platz für Bäume gibt, dann ist Fassadenbegrünung eine gute Wahl."
Sie nennt im Wesentlichen drei Instrumente zum innerstädtischen Hitzeschutz:
- Begrünen
- Entsiegeln
- Baulicher Sonnenschutz
Sie weiß: Bäume und Pergolen, also pflanzliche Schattendächer, haben den deutlichsten Kühleffekt noch vor Fassadenbegrünung und Springbrunnen.
Kühlen kostet
Dabei kühlen Bäume – insbesondere großkronige – auf zwei Arten: durch den Schatten, den sie werfen und durch die Verdunstungskühle, die entsteht, wenn die Pflanzen Wasser über die Spaltöffnungen ihrer Blätter verdunsten lassen, erklärt Britta Fecke. Sie stellt fest: Bäume kühlen besser als reine Rasen- und Blumenflächen. Eine baumbestandene Fläche kühlt zwei bis vier Mal effektiver als eine Rasenfläche.
Geld ist allerdings ein Faktor, der die Kühlungsmaßnahmen in Städten ausbremst. Bäume sind recht schnell gepflanzt. Allerdings könne für Kommunen Pflege und Instandhaltung von pflanzlichem Hitzeschutz schnell ins Geld gehen. Britta Fecke plädiert auch deswegen dafür, bereits stehende Bäume möglichst zu erhalten: "Ich appelliere, dass man alte Bäume erhält, und das wird halt oft nicht gemacht. Die Jungbäume müssen ewig bewässert werden."
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