Natur, Grün und Ruhe sind in Städten oft Mangelware. Dabei haben Studien längst gezeigt: Grünflächen sind gut für uns. Sie sind kleine Erholungsinseln im konstanten Brummen und Wuseln von Städten. Schweizer Forschende haben die Effekte genauer untersucht.

Wie diese Oasen konkret wirken, das wollte ein Forschungsteam in der Schweiz genauer wissen. Jan Bungartz, aus unseren Wissensnachrichten hat sich die Studie angeguckt und erklärt: "Die haben schon ein bisschen Aufwand betrieben – unter anderem im Virtual-Reality-Labor, mit Haarproben. Und die üblichen Befragungen gab’s auch."

Aufgaben lösen mit Lärmkulisse

Das Forschungsteam hat jeweils knapp 50 Frauen und Männer eingeladen. Und die wurden im Experiment erst mal ziemlich unter Stress gesetzt, etwa mit Lärm. Am Anfang mit etwa 35 Dezibel – das entspricht der Geräuschkulisse in einem kleinen Büro. Nach und nach würde der Lärm dann auf bis zu 75 Dezibel gesteigert. Das wäre zu vergleichen mit dem Verkehrslärm einer Durchfahrtsstraße.

"Und um noch was drauf zu legen, mussten die Probanden gleichzeitig knifflige Aufgaben lösen. Das hat dann in Kombination schon für ordentlich Stress gesorgt", so Jan Bungartz.

Kortisol und Schweiß als Stressindikatoren

Im Labor wurde dann mithilfe von Speichelproben der Stress gemessen. Zum Beispiel anhand des Kortisols. "Das gilt als Stress-Hormon, in Stress-Situationen steigt das Kortisol-Level", erklärt Jan.

Außerdem wurde Schweiß gemessen. Denn das ist ebenfalls eine Stressreaktion. Und Schweiß, also Salzwasser, erhöht die elektrische Leitfähigkeit an den Fingern. "Da gibt’s so Fingerhut-Geräte, die das messen", sagt unser Reporter. Das Ergebnis ist erst mal wenig überraschend: Die Denk-Aufgaben waren anstrengender, je lauter die Umgebung war.

"Die Denkaufgaben waren stressiger, je lauter die Umgebung war."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk Nova

Anschließend wurde gemessen, wie der Stress wieder runterging. Dafür bekamen die gestressten Versuchsteilnehmer Virtual-Reality-Brillen und Kopfhörer aufgesetzt. Damit wurden sie auf verschiedene Ausflüge ins Grüne geschickt – nicht komplett simuliert, sondern das waren reale Aufnahmen von echten Naturszenen. Zum Beispiel im Wald oder an einem See und dazu gab es auch den passenden Sound. Und einige wurden auf diese Weise auch in eine graue Stadtumgebung geschickt.

Ergebnis: Stress sinkt im Grünen nachhaltiger

Heraus kam: In allen VR-Situationen konnte das Stress-Level gesenkt werden. "Klar, die Leute mussten ja auch keine Aufgaben mehr lösen und hatten weniger Lärm. Aber: Im Grünen war der Beruhigungseffekt laut Studie deutlich stärker", sagt Jan Bungartz. Also kurzfristig hat das virtuelle Waldbaden da messbar besser geholfen, als triste Stadtumgebung.

Auch die langfristigen Effekte wurden in einer weiteren Teilstudie überprüft. Dafür sind Leute zuhause, in dem Fall in Zürich, besucht worden – in unterschiedlichen Stadtteilen, mal lauter und grauer, mal ruhiger und grüner. Von allen wurden Haarproben genommen – da lässt sich Kortisol über einen längeren Zeitraum nachweisen. Und das Ergebnis geht in die gleiche Richtung: Gab es Grünflächen in der Nähe oder war die Nachbarschaft ruhiger, waren die Leute weniger gestresst – oder konnten sich zumindest besser davon erholen.

Allgemein lässt sich sagen: Das Problem besteht nicht nur in Zürich. Laut einem der Studienmacher sind ungefähr drei Viertel der urbanen Bevölkerung in Europa von dem Problem betroffen.

Shownotes
Parks und Stadtgrün
Grünflächen in Städten senken Stress
vom 28. April 2025
Moderatorin: 
Lena Mempel
Gesprächspartner: 
Jan Bungartz, Deutschlandfunk Nova