Das Strafmaß steht fest: Anna Sorokin muss für vier bis 12 Jahre ins Gefängnis wegen Schwindel und Betrugs. Sie inszenierte sich perfekt und New Yorks High Society glaubte ihr. Auch im Netz hatte Sorokin ihre Anhänger.
2014 geht die Russland-Deutsche Anna Sorokin nach New York. Sie nennt sich Anna Delvey. Behauptet, sie sei eine reiche Erbin und wolle eine Kunstgalerie eröffnen. Doch das stimmt alles nicht. Sie erschleicht sich Flüge in Privatjets, teure Hotelunterkünfte und Urlaube. Um an Geld für ihre Galerie zu kommen, fälscht sie Dokumente.
Vor einem Gericht in Lower Manhattan wird das Strafmaß verkündet: Sie muss für bis zu 12 Jahre ins Gefängnis. Nach vier Jahren Haft kann sie bei guter Führung auf Bewährung entlassen werden.
Anna Sorokin vermarktet sich perfekt
Auch im Gerichtssaal geht es der 28-Jährigen um die eigene Inszenierung. Im Netz werden ihre Outfits diskutiert. Bis sie auffliegt schafft sie eine perfekte Inszenierung. Ihr gelingt eine Mischung aus cooler Frechheit und Selbstbewusstsein; sie kann andere für sich gewinnen. Ihre Lügen funktionieren besonders gut bei reichen Leuten, die zur Kunstszene dazu gehören wollen, so unsere Reporterin Anke van de Weyer.
"Besonders reiche Leute, die mit ihrem Geld Zugang zur Kunstwelt wollen, waren genau die Zielgruppe von Anna Sorokin."
Anna Sorokin vermarktet sich selbst - permanent und erfolgreich. Da unterscheide sie sich gar nicht so sehr von vielen Influencern im Netz, so Anke van de Weyer. Anna Sorokins Masche lautet: Fake it till you make it. Sie tut so lange so, als sei sie eine reiche Berühmtheit, bis sie eine wird - zumindest in der Wahrnehmung der anderen.
Fyre Festival steht für Schwindel und Prahlerei
Hochstapler gab es schon immer. Aber mithilfe des Netzes scheint es vielleicht noch besser zu funktionieren. Im Netz wird geprahlt mit dem perfekten reichen Leben und viele User wollen Teil davon sein - irgendwie dazugehören.
Als Inbegriff für Schwindel und Angeberei steht mittlerweile das Fyre Festival. 2017 wurden eine einsame Insel, Stars und purer Luxus versprochen. Einzelne Influencer machten Werbung für das Festival - sie bekamen Geld dafür. Das wiederum zog viele an, die auch dabei sein sollten. Doch am Ende war es ein Desaster: Es gab nie ein Luxus-Festival.
Fast alles lässt sich faken
Auch die US-Amerikanerin Gabbie Hanna hat perfekt gefaked. Aber mit guter Absicht. Sie ist in den USA als Comedian und auch Autorin bekannt. Allein auf Youtube hat sie über 6,5 Millionen Abos. Gabbie Hanna hat ein komplettes Wochenende auf dem kalifornischen Coachella Festival erfunden: Sie war nicht dabei, aber produzierte all diese schönen Instagram-Stories. Diesen Fake löste sie später in einem Making-of auf: Zu sehen ist, wie sie Festivalbändchen bastelt und sich per Photoshop in Fotos einfügt. Ihre Botschaft: Macht euren eigenen Wert nicht von Social Media abhängig.
Die Richterin, die das Strafmaß gegen Anna Sorokon verkündigt, sagte, das sei auch eine Botschaft an ihre Follower. Schwindel und Betrug hätten Konsequenzen. Und sie machte deutlich, wie viel kriminelle Energie Anna Sorokov zeigte. Ihr Vorgehen sei geplant gewesen.