Fertiggerichte behindern das Abnehmen, zeigt eine britische Studie. Übergewichtige Testpersonen, die frische, wenig verarbeitete Lebensmittel mit gleichem Nährwert aßen, nahmen doppelt so viel ab und hatten seltener Heißhunger.
Mit Fertigprodukten – auch bekannt als hochverarbeitete Lebensmittel – ist es schwieriger, abzunehmen als mit frischen Lebensmitteln. Das zeigen Forschende des University College in London in einer Studie, die sie im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlicht haben.
Der Unterschied ist ganz erheblich, wenn man die beiden Gruppen vergleicht – absolut betrachtet ist er aber minimal: Während die eine Gruppe, die keine hochverarbeiteten Lebensmitteln aß, zwei Prozent des Körpergewichts verlor, verloren die Esser der Fertigprodukten nur ein Prozent.
"Die Testpersonen, die sich hier in der Studie von frischen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln ernährt haben, haben doppelt so viel Gewicht verloren wie die Vergleichsgruppe."
Für die Untersuchung wurden insgesamt 55 adipösen Testpersonen Lebensmittel ins Haus geliefert. Ein Teil bekam acht Wochen lang hochverarbeitete Lebensmittel geliefert, die andere Gruppe acht Wochen lang frische, minimal verarbeitete Lebensmittel.
Lieferservice für die Wissenschaft
Die Teilnehmenden durften so viel essen, wie sie wollten und sie wussten vorher nicht, dass es in der Studie um ihren Abnehmerfolg ging.
Die Forschenden versuchten für ihre Studie externe Faktoren weitgehend auszuschließen, sagt Claudia Neumeier von den Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten. Zum Beispiel eben dadurch, dass die Probanden vorher nicht wussten, dass es ums Abnehmen geht. Unabhängige Fachleute halten die Arbeit ihrer Kollegen vom University College London deshalb auch für sehr gut und aussagekräftig.
"Es ist schwierig, aus Ernährungsstudien allgemein gültige Aussagen zu treffen, weil noch so viele andere Faktoren mit reinspielen."
Das Problematische an hochverarbeitete Lebensmittel ist, dass sie mehr Zucker, Salz, gesättigte Fette und mehr Zusatzstoffe enthalten, erklärt sie. Konservierungsmittel zum Beispiel. Viele Studien legen nahe, dass hochverarbeitete Lebensmittel auf Dauer Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Übergewicht begünstigen, so unsere Reporterin
Für ihre Untersuchung haben die Forschenden darauf geachtet, dass die Lebensmittel vom Nährwert her so viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien enthielten, wie sie die britischen Ernährungsrichtlinien empfehlen. Auch der Anteil von Obst und Gemüse war in beiden Gruppen etwa gleich.
Hochverarbeitete Lebensmittel als Problem
Warum genau die eine Gruppe mehr Gewicht verloren hat als die andere, wissen die Forschenden nicht. Sie beobachten aber, dass Testpersonen, die sich von Fertigessen ernährt haben, mehr Heißhunger-Attacken und mehr Lust auf Süßes oder Junkfood hatten. Diese Gruppe aß insgesamt mehr.
Das könnte damit zusammenhängen, dass hochverarbeitete Lebensmittel häufiger leicht verdauliche Kohlenhydrate enthalten, vermuten die Forschenden. Diese leichtere Verdaulichkeit sorgt dafür, dass man kurz nach dem Essen wieder Hunger hat.
Außerdem sind Fertiggerichte oft ziemlich weich, sagt Claudia Neumeier. Man muss nicht so viel kauen, hat schneller aufgegessen und das Sättigungsgefühl kommt aber erst später. Das Resümee: Die Forschenden raten dazu, so wenig verarbeitete Lebensmittel wie möglich zu essen.
