Wie sind Menschen zu so etwas fähig? Das fragen wir uns, wenn wir Nachrichten, wie die über Folter und Mord in Höxter, hören. Axel Petermann ist Profiler und versucht Antworten zu finden.
Jahrelang soll ein Paar Frauen per Kontaktanzeigen in sein Haus gelockt und sie dann misshandelt und gefoltert haben. Zwei Frauen sind dabei mindestens ums Leben gekommen. Der Leiter der Mordkommission geht von weiteren Opfern aus. Es ist schwer nachvollziehen, wie Menschen imstande sind, anderen Menschen solch eine Gewalt anzutun.
"In der Folge kam es immer wieder zu schwersten körperlichen Misshandlungen des Opfers, wie beispielsweise Schläge gegen den ganzen Körper, Anketten an Heizungen, Fesselungen."
Die Gräueltaten des Paares flogen auf, als sie mit einem der Opfer im Auto unterwegs waren, eine Panne hatten und schließlich einen Rettungsdienst riefen, weil es der Frau - durch ihre Misshandlungen - sehr schlecht ging. Der Profiler sagt dazu, es komme häufig vor, dass Täter, die einen Menschen töten, der ihnen nahe steht, Reue empfinden. In dem Fall gebe es Handlungen, die so etwas wie eine "emotionale Wiedergutmachung" symbolisieren - für etwas, was sich natürlich nicht mehr rückgängig machen lässt. Die Täter reinigen dann Wunden oder holen eben Hilfe.
Pragmatische Entscheidung statt emotionaler Wiedergutmachung
Der Profiler glaubt allerdings nicht, dass es bei dem Paar aus Höxter um so eine Form der "emotionalen Wiedergutmachung" gehe. Denn sie sollen viele Menschen gefoltert und zwei getötet haben. Axel Petermann vermutet, dass das Paar aus Höxter sehr pragmatisch gehandelt hat, als es mit dem sterbenden Opfer im Auto unterwegs war und schließlich Hilfe gerufen hat.
"Das Opfer soll nicht im Haus der Peiniger sterben. Und es ergibt sich zwangsläufig die Frage: Wohin mit der Leiche?"
Die Funde von Leichenresten im Haus geben Hinweise darauf, dass das Paar schon einmal vor dieser Frage stand. Wie sie das Problem gelöst haben, ergibt sich aus dem, was die Ermittler bereits herausgefunden haben: Sie sollen ihr Opfer zerstückelt, in der Kühltruhe aufbewahrt und nach und nach versucht haben, es zu verbrennen.
"Wir wissen nicht genau, was da gewesen ist, aber Einschüchterung hat da eine große Rolle gespielt."
Es ist nicht der einzige Fall von Folter in Deutschland. Immer wieder tauchen Fälle auf, von Kindern oder Erwachsenen, die gefoltert wurden. Axel Petermann sagt: "Jedes Tötungsdelikt ist extrem für sich, weil es einen Menschen zerstört. Natürlich ist Folter über viele Jahre schon sehr ungewöhnlich, das ist zum Glück selten, aber leider gehört es zu unserem menschlichen Dasein dazu."