Viele Banken und Sparkassen erhöhen gerade die Kontogebühren. Zum Teil müssen Kunden für ihr Konto zwischen 30 und 40 Prozent mehr bezahlen. Unsere Reporterin Verena von Keitz hat recherchiert, wann sich ein Wechsel lohnt und wie aufwendig das ist.

327 Banken und Sparkassen, berichtet die FAZ mit Hinweis auf das Internetportal Biallo, hätten in diesem Jahr ihre Kontogebühren um 30 bis 40 Prozent erhöht. Dabei haben etliche Geldinstitute bereits in den letzten Jahren mehr Geld für die Kontoführung verlangt.

Geldinstitute dürfen das

Aber dürfen Banken das so einfach machen? Ja, denn noch gebe es keine Kontopreisbremse, erklärt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Grundsätzlich dürften Banken und Sparkassen die allgemeinen Geschäftsbedingungen ändern und auch die Preise anpassen.

"Grundsätzlich dürfen Banken und Sparkassen die allgemeinen Geschäftsbedingungen ändern, die dürfen auch die Preise anpassen."
Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Die Anhebung der Kontogebühren habe damit zu tun, dass Banken und Sparkassen keine Wohltätigkeitsvereine seien, sondern Geld verdienen wollten, so der Finanzexperte. Zudem gebe es die besondere Situation, dass die Banken seit vielen Jahren Strafzinsen an die EZB zahlen müssten, die sie bisher nicht an den normalen Privatanleger weitergeleitet hätten. Ein Mittel, die fehlende Zinsmarge an anderer Stelle ausgleichen, sei die Erhöhung der Gebühren beim Girokonto.

Genau hingucken lohnt sich

Wer das Geldinstitut wechseln möchte, sollte die Preise und Angebote verschiedener Banken genau vergleichen. Und das ist gar nicht so einfach, sagt Verena. Denn Girokonten gibt es zu unterschiedlichen Konditionen: Manche bieten einen Komplettpreis, bei dem schon viele Leistungen abgedeckt sind – zum Beispiel Kreditkarten oder Überweisungen am Schalter – bei anderen muss jede Kontobewegung und jeder Service extra bezahlt werden. Nicht immer ist das offensichtlich, sondern steht im Kleingedruckten.

"Girokonten gibt es ja zu ganz unterschiedlichen Konditionen: Manche bieten einen Komplettpreis, da sind dann schon viele Leistungen abgedeckt. Bei anderen musst du jede Kontobewegung und jeden Service extra bezahlen, das ist aber auch nicht immer sofort offensichtlich."
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova

Auch ist es ein Unterschied, sagt Verena, ob es ein reines Online-Konto ist oder eins, bei dem du in der Filiale an den Schalter gehen kannst. Und dann haben manche Banken nur sehr wenige Geldautomaten, andere ein dichtes Netz. Auf der Suche nach einem günstigen Angebot müssen Kunden deshalb genau wissen, was sie wollen.

Kontowechsel – auch eine Frage der Persönlichkeit

Was den Kontowechsel oft erschwert, ist der organisatorische Aufwand. Gehalt, Miete, Strom, Wasser, Gas, Versicherungen und andere Zahlungen – über das Konto laufen viele Buchungen. Hier gilt es den Überblick zu behalten, wer alles bei einem Wechsel informiert werden muss. Wenn bis zu 100 Euro gespart werden können, dann sei das manchen Verbrauchern der Arbeitsaufwand wert, sagt der Finanzexperte Ralf Scherfling. Anderen sei das wiederum zu viel Arbeit und sie würden von einem Wechsel absehen. Dennoch rät Scherfling: "Man sollte nicht von vornherein sagen, ein Bankwechsel kommt für mich nicht infrage."

"Man sollte nicht von vornherein sagen, ein Bankwechsel kommt für mich nicht infrage."
Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrheinwestfalen

Ob sich ein Wechsel lohnen könnte, sollte auf jeden Fall geprüft werden. Und dabei gibt es auch Unterstützung – sowohl von der Bank, zu der der Kunde oder die Kundin wechselt, aber auch von der Bank, die verlassen wird. Dazu sind die Geldinstitute inzwischen gesetzlich verpflichtet, sagt Verena. Auch die Verbraucherzentralen haben gute Informationen, was alles beachtet werden muss und entsprechende Vordrucke, um über einen Wechsel zu informieren. Wer sich für einen Wechsel entscheidet, dem rät Ralf Scherfling, das neue und das alte Konto mindestens drei Monate nebeneinander laufen zu lassen, damit alles glattgeht.

Shownotes
Hohe Kontogebühren
Girokonto: Was bei einem Wechsel wichtig ist
vom 03. September 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova