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Eine schier endlose Auswahl an Waren – und doch nicht das, was man sucht. Auf allen Etagen Personal – doch kaum noch Kunden zu bedienen. Das Kaufhaus Karstadt schwächelt schon länger. Doch könnte es sein, dass nicht nur die Fassaden bröckeln, sondern Karstadt ein Finanz-Kartenhaus ist?

Karstadt – ein Kaufhaus mit einer Geschichte, geprägt von Höhen und vor allen Dingen Tiefen. Immer wieder war die Warenhauskette in den vergangenen Jahren in den Schlagzeilen für ihre Pleiten. Allein in den vergangenen drei Jahren gab es drei Insolvenzen.

Benko-Übernahme schürte kurzzeitig Hoffnungen

In die letzte Übernahme durch den österreichischen Investor René Benko mit seiner Signa Holding wurde viel Hoffnung gesetzt – Benko sollte 2014 zunächst die verstaubten Karstadt- und 2018 dann die Galeria-Kaufhof-Filialen wieder aus dem Dornröschenschlaf wachküssen.

Doch schon bald stand der Vorwurf im Raum, dass es René Benko nicht um die Rettung der Filialen, sondern um etwas ganz anderes ging. Vor allem um die Immobilien, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch von der Uni Innsbruck.

"Die Immobilien waren auf jeden Fall das, was ihn prioritär interessiert hat. Aus dem Bereich kommt er auch."
Leonhard Dobusch, Wirtschaftswissenschaftler, Universität Innsbruck

Statt Karstadt als Einzelhandelsunternehmen zu führen, begann der Investor, die zahlreichen Immobilien in erstklassiger Innenstadtlage für seine Zwecke zu nutzen. Eine Strategie bestand darin, die Immobilien als Sicherheiten für ein komplexes Finanzinstrument namens "Financial Engineering" zu verwenden.

Immobilien: Sicherheit für "Financial Engineering"

Die These von Leonhard Dobusch: "Er [Benko] hätte nichts dagegen gehabt, wenn diese Warenhäuser wieder zu florieren beginnen. Wenn zumindest die meisten von denen überleben – solange sie diese hohen Mieten zahlen können."

"Es war, glaube ich, von Anfang an einkalkuliert, dass sich das wahrscheinlich nicht ausgeht."
Leonhard Dobusch, Wirtschaftswissenschaftler, Universität Innsbruck

Bis zu einem Drittel ihrer Einnahmen mussten manche der Kaufhausfilialen an die Signa Holding abdrücken. Summen, die die bereits strauchelnden Warenhäuser stark belasteten. Doch Signa nutzte diese Mietzahlungen, um den Wert der Immobilien hochzustufen – und um laufende Kredite abzubezahlen.

Frühe Hinweise auf möglichen Einsturz des Kartenhauses

Im Jahr 2020 habe er sich die Bilanz der Warenhauskette von 2019 angesehen, erzählt Leonhard Dobusch. Schon da habe man erkennen können, dass das finanziell sehr eng wird. Trotzdem habe man noch Gewinne ausgeschüttet – und zwar, "weil man über Verkäufe irgendwelche Erlöse erzielt hat".

"Da [in der Bilanz für 2019] konnte man schon sehen, dass was an Mieten reinkommt, nicht mehr ausreicht, um die Zinszahlungen zu bedienen."
Leonhard Dobusch, Wirtschaftswissenschaftler, Universität Innsbruck

Über die Jahre wurde so aus der Galeria Karstadt Kaufhof ein Galeria-Karstadt-Kartenhaus der Signa Holding. Eine Zeit lang ging das gut – bis abrupt mehr Gegenwind von außen auf das Kartenhaus traf und es in sich zusammenbrach.

Was genau passiert ist und mit welchem System die Signa aus Karstadt und Galeria Kaufhof ein Kartenhaus gemacht hat – das erfahrt ihr in der neuesten Folge von What the Wirtschaft?!

Habt ihr auch manchmal einen WTF-Moment, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht? Wir freuen uns über eure Themenvorschläge und Feedback an whatthewirtschaft@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
House of Karstadt
Wie aus dem Kaufhaus ein Kartenhaus wurde
vom 29. Februar 2024
Moderation: 
Bo Hyun Kim
  • Erdgeschoss: So steht’s um das Konzept "Kaufhaus"
  • Keller: Eine kleine Karstadt Geschichtsstunde am Wühltisch
  • Etage 1: Was ist eigentlich Financial Financial Engineering?
  • Etage 2: Die Signa Holding, René Benko und die Causa Karstadt
  • Ganz oben: Unser Fazit
Die Quellen zur Folge: