Warum sollten wir überhaupt Wildvögel füttern? Und welches Futter ist das richtige? Ornithologin und Autorin Angelika Nelson weiß es.
Vögel füttern hilft, sagt Angelika Nelson. Die Ornithologin hat selbst ein Futterhäuschen im Garten und empfiehlt die Fütterung gerade im Winter, wenn es sehr kalt oder schneebedeckt ist.
"Studien zeigen, dass schwächere Individuen, die normalerweise einen harten Winter nicht überleben würden, schon unterstützt werden durch die Fütterung."
Ganz wichtig für die Fütterung im Winter sei Fettfutter. Dazu zählen auch Nüsse und Samen wie Sonnenblumenkerne, die viel Fett enthalten. Meisenknödel oder Fettfutterblöcke, die es zu kaufen gibt, helfen den Tieren ebenfalls, weil sie schnell Energie liefern.
Heimische Standvögel, die in Siedlungen vorkommen, sind die häufigsten Besucher an der Futterstelle: Dazu gehören die verschiedenen Meisen, Amseln, Rotkehlchen oder vielleicht auch ein Kleiber oder Buntsprecht, sagt die Ornithologin.
Besuch aus dem Norden am Futterhaus
Besonders spannend wird die Vogelfütterung im Winter, weil dann auch Vögel zu uns kommen, die "dem hohen Norden entfliehen", wie Angelika Nelson erklärt: Bergfinken etwa. Oder Arten, die den Wald verlassen und sich ans Futterhäuschen wagen, wie der Gimpel oder der Erlenzeisig.
Studien belegen, dass durch die Winterfütterung mehr Individuen überleben als ohne, so die Ornithologin. Von daher greifen wir als Fütternde zwar in das Ökosystem ein, sichern dadurch aber auch das Überleben einzelner Vögel.
"Die Fütterung kann schon Einfluss haben auf andere Arten, die ähnliche Lebensräume beanspruchen."
In Konkurrenz treten die verschiedenen Arten vor allem miteinander, wenn es um die Nistplätze geht, sagt Angelika Nelson. Wenn nun beispielsweise durch die Winterfütterung mehr Meisen überleben, bleiben vielleicht weniger Nistplätze für andere Vögel, die ähnliche Plätze für den Nestbau suchen. Ein Trauerschnäpper, der nach dem Winter aus dem Süden zurückkehrt, habe dann womöglich das Nachsehen, wenn die Baumhölen schon zahlreich belegt sind.
"Prinzipiell hilft es den Vögeln am meisten, wenn wir unsere Gärten oder auch Balkone naturnah gestalten, und die Vögel dort einfach selbst die Nahrung finden, die sie brauchen."
Angelika Nelson ist auch deshalb eine Befürworterin der Vogelfütterung, weil sie sagt, dass es uns Menschen guttut, wenn wir die Tiere beobachten. Es beruhige und baue Stress ab. Außerdem werde durch die Beschäftigung mit den verschiedenen Arten vielleicht auch allgemein ein Interesse für Natur und Tiere geweckt, was bereichern kann.
Nüsse, Samen , Rosinen und Äpfel
Das Futter für unsere Futterstelle sollten wir passend zu den Vögeln auswählen, die zu uns kommen: Nüsse oder Körner für den Kleiber beispielsweise. Für Amseln oder Rotkehlchen lieber Rosinen und Äpfel. Vom Fettfutter profitieren viele Arten.
Und einen Tipp hat die Ornithologin noch: Am meisten helfe es, wenn wir unsere Gärten oder Balkone naturnah gestalten: "Weil Vögel dort auch die Vielfalt der Nahrung bekommen, die wir an der Futterstelle gar nicht anbieten können." Dazu gehört auch, samentragende Blumen erst nach dem Winter zu schneiden, denn sie sind ebenfalls eine Nahrungsquelle für Vögel.