In London treffen sich heute hochrangige Regierungsvertreter aus aller Welt, um über die Zukunft Somalias zu reden. Die Versorgungs- und Sicherheitslage ist katastrophal, in den Städten und vor allem auf dem Land.

Zur Somalia-Konferenz in London treffen sich unter anderem die britische Premierministerin Theresa May, UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel. Dabei geht es um die Finanzierung von Sicherheit und Wiederaufbau in dem Land, das mehr als 25 Jahre Bürgerkrieg hinter sich hat. 

Treffen in Somalia kaum möglich

Ein Treffen in Somalia wäre äußerst schwer zu organisieren gewesen, vor allem weil die Sicherheit der Teilnehmer dort nur schwer zu gewährleisten wäre. Beim Besuch Gabriels in Somalia vor zwei Wochen - der Minister hatte zugesagt, die Hilfen der Bundesregierung von 70 auf 140 Millionen Euro zu verdoppeln - hatte er im Prinzip vom Land nichts gesehen: Aus Sicherheitsgründen wurden alle Gespräche am militärisch gesicherten Flughafen geführt.

"Mogadischu ist ein gefährliches Pflaster. Es gibt viele Terroranschläge und man weiß nie, wo die Terroristen zuschlagen werden."
Linda Staude, Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika

Selbstmordattentäter zünden in der Hauptstadt immer wieder Autobomben. Die Sicherheitslage sei schon äußerst schlecht – auf dem Land, gerade im Süden, sei sie aber noch desaströser, sagt Linda Staude.

"Die Hilfe erreicht die Landbevölkerung nicht"

Dort regiere die islamistische Terrorgruppe Al-Shabaab - und das sei gerade in Zeiten der schweren Hungersnot fatal, weil in diese Gebiete keine Hilfslieferungen gelangen könnten. Sie würden einfach nicht durchgelassen. Zudem sei die Infrastruktur mangelhaft, viele Straßen seien unpassierbar.

Die Hungernden versuchen deshalb, der unhaltbaren Situation auf dem Land zu entkommen: Mehr als 600.000 Menschen sind in den vergangenen Wochen in die Städte geflohen, vor allem die Hauptstadt Mogadischu platzt aus allen Nähten. 

"Viele Menschen sind in die Flüchtlingslager gekommen. Aber auch dort sind die Bedingungen katastrophal. Wir haben dort eine Cholera-Epidemie."
Linda Staude, Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika

Dort, wo der Zugang möglich sei, werde auch Hilfe geleistet, sagt Linda Staude. Die Hilfsorganisationen seien inzwischen auch dabei, Geldleistungen zu zahlen: In einigen Landesteilen gebe es nämlich noch Lebensmittel, aber die seien so exorbitant teuer, dass die Menschen weiter hungern müssen, weil sie sie einfach nicht kaufen können.

Es ist nicht nur die Dürre

In Somalia würden periodisch immer wieder Dürren auftreten, erklärt Staude. Aber nicht immer müssten Menschen dann auch verhungern.

"Die Leute sterben, weil die Landwirtschaft am Boden liegt und die Menschen auch in normalen Zeiten nicht wirklich etwas anbauen können."
Linda Staude, Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika

Auf Landflächen würden statt Getreide andere Dinge angebaut, die sich besser verkaufen ließen, zum Beispiel Zitronen und Sesam. Mafia-ähnliche Gruppen würden das kontrollieren. Zudem würden dann noch durch Korruption die Lebensmittel verteuert.

Die ausländischen Gruppen im Land, die Al-Shabaab bekämpfen, die Luftschläge der USA, die es ab und zu gibt – all das konnte bis heute nicht wirklich dafür sorgen, dass sich die Lage in dem afrikanischen Land nachhaltig verbessert hat, konstatiert Staude.

Shownotes
Humanitäre Katastrophe in Somalia
"Der Hunger kommt nicht durch die Dürre allein"
vom 11. Mai 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Linda Staude, Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika