Manch selbst ernannten Kuhschützern in Indien ist das Tier so heilig, dass sie regelrecht Jagd auf Menschen machen, die Kuhfleisch essen. Schon zehn Menschen sind bei den Auseinandersetzungen gestorben.
Die Kuh ist heilig in Indien. In manchen Bundesstaaten gibt es strenge Gesetze, was den Transport, die Haltung oder das Schlachten von Kühen angeht.
Beef wegen der Kuh
Manchen konservativen, nationalen und - wie sie selbst sagen - tief gläubigen Hindus geht das offenbar nicht weit genug. Sie nehmen das Gesetz selbst in die Hand. Es entstehen regelrechte Mobs, die gegen Menschen vorgehen, von denen sie glauben, dass sie Kühe schlecht behandelt haben. Videos davon kursieren im Netz, sagt unsere Indien-Korrespondentin Silke Diettrich. "Bei solchen Mob-Aktionen wurden in den letzten Monaten schon mehr als zehn Menschen getötet."
"Kuhschützer verprügeln Menschen mit Rohrstöcken, die vermeintlich etwas mit Kuhfleisch zu tun haben. Dass das auch legales Büffelfleisch sein könnte, ist ihnen egal."
Hindus machen rund 80 Prozent der Menschen in Indien aus. Es gibt aber auch Muslime, Christen und andere, für die Kühe nicht heilig sind und die Kuhfleisch essen. Dass das in einigen Gebieten verboten ist, liegt an der aktuell regierenden Hindu-Partei. "Eigentlich dürfte es solche Gesetze gar nicht geben", sagt Silke Diettrich.
"Indien muss säkularer werden"
Obwohl es die Mehrheit der Inder also nicht betrifft, sind sie dennoch gegen die Gewalt, die von den selbsternannten Kuhschützern ausgeht. Bei einer großen Demonstration in Delhi vor einigen Wochen verschafften sie sich Gehör, berichtet unsere Korrespondentin. "Die wollen einfach zeigen: Auch wenn sie nicht Muslime oder Christen sind, sind sie dagegen, dass sich Leute aufschwingen und im Namen der heiligen Kuh Menschen umbringen."
Der Premierminister Indiens, Narendra Modi, hat sich lange nicht zu den Gewalttaten der Kuhschützer geäußert. Inzwischen hat er in Reden und über Twitter erklärt: Das Verhalten sei nicht hinnehmbar.