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Zehn Menschen hat die rechtsextreme Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) getötet. Für mehrere Dutzend weiterer Mordversuche ist sie verantwortlich. Jahrelang agierte sie unerkannt im Hintergrund, bis zwei der Terroristen 2011 nach einem gescheiterten Banküberfall Suizid begingen.

Kurz bevor der Notruf einer Bank in Eisenach die Polizei am Morgen des 4. November 2011 erreicht, haben maskierte Täter bei dem Überfall auf die Sparkasse am Nordplatz Geld erbeutet und einen Angestellten schwer verletzt. Ein Augenzeuge berichtet, einer der Täter sei mit einem Wohnmobil geflüchtet.

Suizid von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt

Bei ihrer Fahndung konzentrieren sich die Beamt*innen auf ein Wohnviertel in der Nähe der Sparkasse. Dort finden sie auch ein Wohnmobil mit einem Kennzeichen aus Sachsen. Als sie sich gegen Mittag dem Fahrzeug mit gezogenen Waffen nähern, überschlagen sich die Ereignisse: Aus dem Wohnmobil sind zwei Schüsse und ein lauter Knall zu hören. Im Inneren des Wagens macht sich starker Rauch breit. Später findet man zwei Leichen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.

Die Morde des NSU

Während die Beamt*innen in Eisenach das Wohnmobil abtransportieren lassen, explodiert im rund 100 Kilometer entfernten Zwickau eine Bombe in einer Wohnung. Erst ist der Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen nicht klar. Als die Ermittelnden in den Resten der zerstörten Wohnung und dem ausgebrannten Wohnmobil aber die Tatwaffen anderer Tötungsdelikte finden, dämmert es ihnen: Sie sind auf die Täter*innen einer weit zurückreichenden Mordserie gestoßen. Von 2000 bis 2007 hat der NSU neun Männer mit Migrationsgeschichte und eine Polizistin getötet.

Eine Tafel erinnert an den ermordeten Mehmet Turgut.
© picture alliance/dpa | Jens Büttner
Mehmet Turgut wurde am 25.2.2004 in einem Imbiss in Rostock-Toitenwinkel vom NSU erschossen.

Noch klarer wird der Zusammenhang des Geschehens, als Bekennervideos auftauchen, in denen sich eine Gruppe, die sich selbst "Nationalsozialistischer Untergrund" nennt, als verantwortlich für die Taten zeichnet.

Vier Tage nach den Ereignissen in Eisenach stellt sich eine gewisse Beate Zschäpe in Begleitung eines Anwalts der Polizei in Jena. Sie hatte mehr als ein Dutzend Bekennerschreiben und Videos an Zeitungen, rechtsextreme Parteien und Moscheevereine geschickt und anschließend die Wohnung im Zwickauer Stadtteil Weißenborn in die Luft gejagt, um Beweismaterial zu vernichten.

Unser Bild zeigt die von Beate Zschäpe abgebrannte Wohnung in Zwickau.

Ihr hört in "Eine Stunde History":

  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff über den Tag, an dem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Selbstmord begingen.
  • Historiker Florian Huber hat sich mit dem Entstehen des rechtsextremen Terrors in der Weimarer Republik beschäftigt.
  • Journalist Tanjev Schultz sieht hinter den Ermittlungen beim Umgang mit dem Terror von Rechts ein Staatsversagen.
  • Rechtsextremismus-Experte Martín Steinhagen schildert die Umstände und die Hintergründe der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erinnert an den Terror von Links, der in den 1970er-Jahren mit Rasterfahndung und anderen Methoden sehr intensiv verfolgt wurde.
Shownotes
NSU-Morde
Als sich der rechte Terror zeigte
vom 29. Oktober 2021
Moderatorin: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte