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Unsere innere Uhr sagt uns, wann wir schlafen sollen. Klingt selbstverständlich. Wie es dazu kam, beschreibt die Zeithistorikerin Hannah Ahlheim. Denn unser Verhältnis zum Schlaf hat sich seit der Industrialisierung verändert.

Statistisch gesehen verschlafen wir ein Drittel unseres Lebens. Viel zu viel, dachten sich Wissenschaftler*innen im frühen 20. Jahrhundert und versuchten unseren Schlaf nicht nur zu erforschen, sondern auch zu optimieren. Schließlich sind wir ökonomisch nutzlos, wenn wir schlafen, so die Denke im Zeitalter der Industrialisierung.

"Wissenschaftler träumten in den 1920er-Jahren von einem beschleunigten Schlaf, von einem reduzierten Schlaf, von einem Schlaf, der in die rationalisierte, in die technisierte Welt passt."
Hannah Ahlheim, Zeithistorikerin

Doch der Schlaf verwehrte sich einer Effizient-Maximierung. Ob nun Soldaten, Schichtarbeiterinnen oder Piloten Gegenstand der Forschung wurden – bei allen zeigte sich: Der Körper hat einen eigenen Rhythmus.

Verändertes Verhältnis zum Schlaf

Das Verständnis von Schlaf und unser Verhältnis dazu veränderte sich über die Jahrzehnte – und damit auch unser Verhältnis zu unserem Körper, zu Lebensrhythmus, Wohlbefinden und selbst Glück. Wie und warum, davon berichtet Hannah Ahlheim in ihrem Vortrag.

"Das Leben gegen die Uhr macht Nacht- und Schichtarbeit zu einer wachsenden Herausforderung. Gesellschaft und Arbeitswelt mussten neue Wege entwickeln, dieses Leben humaner zu machen – das zumindest war die Hoffnung der 70er und 80er-Jahre."
Hannah Ahlheim, Zeithistorikerin

Heute gilt Schlaf als wertvolle Ressource. Dass wir eine innere Uhr haben, scheint uns allen natürlich. "Erst seit den 1960er, -70er, -80er Jahren konnte sich die Vorstellung von der biologischen Uhr in der Wissenschaft, in der Arbeitswelt, vor allem aber auch in Alltagsdiskursen über das Leben, über den Schlaf, über die Leistungsfähigkeit und auch über das Lebensglück durchsetzen", sagt die Zeithistorikerin. Das ist ein Fortschritt gegenüber den Ökonomisierungsversuchen der 20er Jahre – hat möglicherweise aber auch Nachteile. Welche? Das verrät Hannah Ahlheim in ihrem Vortrag.

Hannah Ahlheim ist Historikerin und Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Gießen. Neben anderen Themen forscht sie zur Geschichte von Schlaf und Zeit. Ihre Studie "Der Traum vom Schlaf im 20. Jahrhundert" erschien 2018 im Wallsteinverlag.

Ihren Vortrag "Die Vermessung des Schlafs und das Zeitregime der Moderne" hat sie am 30. November 2023 gehalten und damit die neue Reihe der Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität zu Berlin eröffnet, die im Wintersemester 2023/24 unter der Überschrift läuft: Sleep Modes – Über Wachen und Schlafen.

Shownotes
Innere Uhr
Die Vermessung des Schlafs
vom 09. Februar 2024
Moderatorin: 
Kathrin Ohlendorf
Vortragende: 
Hannah Ahlheim, Zeithistorikerin