Ein Objekt aus einem anderen Sonnensystem rast an der Sonne und unseren Nachbarplaneten vorbei. Das interstellare Ding kommt vielleicht von einer außerirdischen Intelligenz, spekuliert ein Astrophysiker. Wir klären, ob tatsächlich Aliens am Werk sind.

Das interstellare Objekt heißt "3I/ATLAS" und seine Flugbahn deutet zweifelsfrei daraufhin, dass es nicht aus unserem Sonnensystem kommt, sagt Astrophysiker Michael Büker. Denn es ist viel zu schnell, als dass es die Sonne umkreisen würde. Am 29. Oktober wurde beobachtet, dass "3I/ATLAS" mit 68 Kilometern pro Sekunde – oder 200.000 Kilometern pro Stunde - an der Sonne vorbeigeschossen ist.

"Deshalb ist sicher: '3I/ATLAS' ist in unserem Sonnensystem nur auf der Durchreise und kommt ursprünglich von einem anderen Stern – ein "interstellares Objekt" eben."
Michael Büker, Astrophysiker

Die Zahl 3 im Namen des Objekts kommt daher, dass es sich um das dritte dieser Art handelt. Im Jahr 2017 wurde "1I/Oumuamua" gesichtet und 2019 "2I/Borisov". Das besondere an "3I/ATLAS" ist: Es ist bedeutend schneller als die beiden anderen und als alle von uns beobachteten Körper im Sonnensystem. " Es ist ein bisschen so, als stünde man an einem Kreisverkehr, wo alle ganz gesittet im Kreis fahren – und plötzlich brettert jemand mit 120 von einer Ausfahrt zur nächsten durch", erklärt Michael Büker.

Handelt es sich um "Alien-Technologie"?

Die Spekulationen darüber, ob es sich bei "3I/ATLAS" um ein Objekt von Aliens handelt, stammt nicht von Verschwörungserzählern, sondern von Astrophysiker Avi Loeb. Er ist Professor für Astrophysik an der Harvard Universität. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass Avi Loeb bei neuen Entdeckungen der Astronomie fantasiereich außerirdische Artefakte hineinspekuliert.

Die übrige Fachwelt ist davon genervt, sagt Michael Büker. Die hält sich an das, was beobacht- und messbar ist und versucht mit den Daten zu belegen:

  • woher das Objekt kommt
  • wie es zusammengesetzt ist
  • wie es sich verhält, wenn es von der Sonne aufgeheizt wird.
"Alle Daten zu "3I/ATLAS" deuten bislang daraufhin: Das ist ein Komet. Ein aufregender Komet natürlich, weil er von einem anderen Stern kommt – aber trotzdem bloß ein Komet."
Michael Büker, Astrophysiker

Nach Auswertung der vorliegenden Daten kommen die Forschenden zum Schluss, dass es sich bei dem interstellaren Objekt "3I/ATLAS" um einen Kometen handelt. Bleibt die Frage, warum ein renommierter Astrophysiker wie Avi Loeb über Aliens als Urheber von "3I/ATLAS" fantasiert.

Aufmerksamkeit für mehr Förderung

Michael Büker glaubt, dass Avi Loeb diese Alien-Spekulationen in die Welt setzt, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn im Hintergrund geht es um die Vergabe von Forschungsgeldern. Wer im akademischen Betrieb so hervorsticht, bekommt vielleicht eher Mittel als andere. "Das geht seit bald zehn Jahren so, und die Fachwelt reagiert auf diese Masche von Avi Loeb zunehmend ungehalten", sagt Michel Büker. "Diese Masche" lenke von den wahren Erkenntnissen der Astrophysik ab.

Auch wenn sich die Forschenden sicher sind, dass es sich um einen Kometen handelt, ist noch offen, woher er eigentlich kommt. Klar ist nur, dass er aus einer Richtung kommt, in der sich extrem viele Sterne befinden, nämlich dem Zentrum der Milchstraße. Der Komet ist vermutlich bereits etliche Jahrmillionen unterwegs und wird "wie eine Pinnball-Kugel zwischen den verschiedenen Sternensystemen" hin- und hergetitscht, beschreibt Michael Büker. Das mache es sehr schwer, seinen Ursprung zu berechnen.

Shownotes
Interstellarer Komet
Von einem anderen Stern – aber keine "Alien-Technologie"
vom 02. November 2025
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker