Apple weigert sich, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones eines der Attentäters der Bernardino-Anschläge zu helfen. Bei dem Anschlag waren im Dezember 14 Menschen gestorben und 22 verletzt worden. Ob Apple damit richtig liegt, wird heiß diskutiert. Es gibt zwei Lager.
Seit zwei Monaten ist das FBI an dem Smartphone dran, möchte an iMessages und Bilder kommen – und kriegt es einfach nicht hin. Ein US-Gericht hatte beschlossen, dass Apple den Ermittlern helfen soll. Apple Chef Tim Cook will aber nicht: In den falschen Hände könne die Software – die aktuell noch gar nicht existiere – jedes iPhone knacken. Technisch möglich ist es, das haben wir in der Redaktionskonferenz bereits geklärt.
Obama steht auf der Seite des FBI
Der Geheimdienst habe genauso das Recht, Handys zu durchsuchen, wie er - mit entsprechendem Beschluss - ein Haus durchsuchen dürfe. Für die Regierung geht es im Fall des Attentäter-iPhones nur um einen Einzelfall. Im Oktober hat die Obama Regierung erklärt, dass Verschlüsselung aber weiter erlaubt bleiben soll.
"Verschlüsselung macht die Überwachung schwieriger und stört bei Ermittlungen. Das ist kein Geheimnis und wird auch offen vom FBI zugegeben."
Vor ein paar Tagen hatte der CIA-Chef in einem Interview gesagt, dass man bereits Tage vor den Anschlägen in Paris gewusst habe, dass der IS etwas plane. Weil die Kommunikation aber verschlüsselt gewesen sein soll, hätten keine Details ermittelt werden können.
Seltene Einigkeit
Obama und Donald Trump sind im Fall des Attentäter-Smartphones ausnahmsweise mal einer Meinung. In einem Fernsehinterview sagte Trump, das Handy müsse geöffnet werden, um zu schauen, warum es zu dem Attentat gekommen sei und ob noch andere Personen beteiligt gewesen sind.
Zwei Lager gibt es auch bei Twitter: Einige sehen Apple als Unterstützer von Terrorismus und drohen damit, Apple Produkte zu boykottieren.
Gefahr: Das Prinzip der Hintertür
Es geht nicht um das EINE Handy. Geheimdienstler fordern die Möglichkeit, Verschlüsselungen zu knacken, schon seit längerem: Dafür sollen Unternehmen extra eine Art "Sicherheitslücke" einbauen. Es gibt wohl Beweise dafür, so Spiegel Online, dass Geheimdienst-Lobbyisten Terroranschläge nutzen, um diese Forderung durchzukriegen. Das Handy des Attentäters sei nur ein Schritt dahin.
Für Edward Snowden ist es der wichtigste Tech-Fall dieses Jahrzehnts.
Datenschützer befürchten Missbrauch - auch von Geheimdiensten. Und wenn es eine Lücke gibt, könnten auch Kriminelle oder Geheimdienste anderer Länder diese nutzen.
Unknackbare Open-Source-Lösungen
Selbst wenn es Hintertüren für Geheimdienste gäbe, gibt es aber immer noch Open-Source-Lösungen, die Geheimdienste zur Zeit nicht knacken könnten, kommentiert Christian Stöcker auf Spiegel Online.
"Wer wirklich will, der kann ein unknackbares Telefon nutzen und verschlüsselte E-Mails verschicken."
Jede Schwächung von Verschlüsselung sei schlecht, selbst wenn es in EINEM konkreten Fall zur Aufdeckung einer Straftat dienen würde – kommentiert Barbara Wimmer vom Online-Portal Futurezone. Verschlüsselung verhindere Massenüberwachung und verhindere dass die Regierung das Volk kontrolliere. Alle Tech-Unternehmen der Welt sollten sich ein Beispiel nehmen und Apple folgen, so Wimmer.
Geht es Apple wirklich nur um den Schutz seiner Kunden?
Nein. Erst mal ist es gute Werbung: Unsere Verschlüsselung ist so gut, nicht mal das FBI kann die knacken. Außerdem geht‘s natürlich um‘s Geschäft. Wenn US-Unternehmen Produkte mit Hintertüren herstellen müssen, dann suchen User oft Alternativen. Beispiel: WhatsApp hat früher nicht verschlüsselt, viele User sind umgestiegen auf Telegram, Threema und Co. Dann hat WhatsApp nachgezogen. Seit einigen Jahren versucht sich Apple im Bereich Verschlüsselung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten wie Google zu verschaffen.