Jacob Appelbaum ist ein Star der Netzaktivisten-Szene. Doch nun ist er ins Kreuzfeuer geraten. Die Vorwürfe gegen ihn: Mobbing, Diebstahl geistigen Eigentums, sexueller Missbrauch.
Jacob Appelbaum ist Sprecher des Anonymisierungsprojektes Tor, Wikileaks-Vorkämpfer und enger Vertrauter von Julian Assange. Seit Jahren lebt der US-Amerikaner in Berlin, auch weil er dort vor den Behörden seines Heimatlandes sicher ist. Und nun hat sich das Tor-Projekt von seiner Ikone getrennt: Auf der Internetseite jacobappelbaum.net gibt es harte Vorwürfe gegen ihn, teilweise anonym.
Opfer schildern ihre Erlebnisse mit Appelbaum
Auf der Seite schildern Leute, die sich selbst als Victims bezeichnen, ihre Erlebnisse mit Jacob Appelbaum. "Es sind wohl überwiegend Frauen", erklärt DRadio-Wissen-Reporter Michael Gessat. "Die soll Appelbaum bei diversen Anlässen ungefragt auf den Mund geküsst haben, mehrere Übergriffe haben sich aber offenbar auch aus einer bestehenden Beziehung heraus entwickelt." Auch Berichte über Mobbing gibt es auf der Seite. Und heizen die Spekulationen an.
Der Aktivist Nick Farr berichtet zum Beispiel, dass er bei der Vorbereitung einer Konferenz ein kleines Referat angeboten bekommen hat. Der Titel: "Jacob Appelbaum ist ein Geheimdienstspitzel". Farr ließ den Vortrag zu - und wurde anschließend von Appelbaum und dessen Freunden massiv bedrängt, die Quelle zu verraten. So massiv, dass Farr einen körperlichen Zusammenbruch hatte.
Verschwörungstheorien inklusive
Was hinter den Vorwürfen steckt, ist nicht klar. Es gibt bereits Spekulationen, dass hier eine Geheimdienstoperation am Werk ist, um Appelbaum zu diskreditieren. "Vollkommen absurd oder unmöglich wäre eine Diskreditierungskampagne von Geheimdiensten nicht", sagt Michael Gessat. Aber: "Umgekehrt kann man so etwas natürlich auch als Ausrede für persönliches Fehlverhalten nehmen." Was tatsächlich hinter dem Fall Jacob Appelbaum steckt, müssen nun etwaige Ermittlungen herausfinden.