Javaneraffen, die rund um einen bekannten Tempel in Bali leben, klauen Touristen Brillen und Handys und sind oft gewiefte Verhandlungspartner, wenn es darum geht, die Gegenstände im Tausch wieder herauszurücken.

Rund um den Uluwatu-Tempel auf Bali leben schon seit Jahrzehnten rund 300 Javaneraffen. Forschende haben beobachtet, dass sich über die Jahre ein reger Handel zwischen Touristen, den Angestellten des Tempels und den Affen entwickelt hat.

"Und über die Jahre haben die sich Zubrot organisiert."
Sophie Stigler, Deutschlandfunk Nova

Dabei legen die Affen besonderes Verhandlungsgeschick an den Tag: Sie beklauen die Besucherinnen und Besucher der Temepelanlagen und favorisieren dabei Gegenstände, die einen besonders hohen Wert für die Touristen haben. In Videos wurde dieses außergewöhnliche Verhalten festgehalten.

Forschende beschreiben den Ablauf so: Zunächst beobachten die Javaneraffen die Touristen, die damit beschäftigt sind, sich in den Tempelanlagen umzusehen und Fotos zu schießen.

Dann passen die Affen einen geeigneten Moment ab, um den Touristen etwas aus der Hand oder der Tasche zu klauen. Brillen sind leichtes Diebesgut, aber auch ihre Handys hatten die Menschen oft nur locker in der Hand und dementsprechend wurden sie häufig gemopst.

Javaneraffen haben ein Faible für Brillen

Insgesamt haben die Forschenden mehrere hundert Interaktionen zwischen Menschen und Affen rund um den Tempel mitverfolgt. Dabei stellten sie fest, dass Brillen – auch Sonnenbrillen – am häufigsten geklaut werden. Insgesamt wurden 1.800 Brillen von den Affen entwendet. Außerdem nahmen sie den Touristen am häufigsten Flipflops, Kamerataschen, Hüte und Geldbeutel ab.

Forschende sprechen von ökonomischem Geschick bei Javaneraffen

Vor allem die älteren Affen waren besonders geschickt beim Klauen. Sie konzentrierten sich auf die wertvolleren Gegenstände, also Brillen und Elektronik. Außerdem stellten sie sich auch beim Handeln geschickter an als unerfahrenere Affen. Für eine kleine Belohung gaben sie die für Menschen wertvollen Gegenstände nicht zurück. Die Forschenden stoppten auch die Zeit, um zu sehen, wie lange Tauschgeschäfte zwischen Affen und Menschen andauern konnten.

Die längste Verhandlung hat 17 Minuten gedauert

Die jüngeren und damit unerfahreneren Affen waren ein wenig ungeduldiger als die älteren Artgenossen. Und sie haben auch häufiger zu Gegenständen gegriffen, die für Menschen einen nicht ganz so hohen Stellenwert hatten: zum Beispiel Schlüsselanhänger oder Haarklammern. Wenn sie diese zum Tausch anboten, haben sie oft nicht viel oder gar nichts dafür bekommen.

"Geschäftssinn" bereits in Laborexperimenten dokumentiert

Ähnliche Tausch- und Kaufgeschäfte hatten Forschende bereits in Laborexperimenten beobachtet. Es gab Versuche, in denen Affen beispielsweise Münzen gegen was Essbares eintauschen konnten. Sie konnten im Prinzip, "mit Geld etwas bezahlen".

Das ist allerdings kein natürliches Verhalten, da Affen in Gefangenschaft speziell darauf trainiert werden. In Verhaltensforschung ist es für die Forschenden auch wichtig, solche Verhaltensweisen bei frei lebenden Affen zu beobachten.

Shownotes
Tierisches Verhandlungsgeschick
Tempelaffen auf Bali machen gute Geschäfte
vom 15. Januar 2021
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächsapartnerin: 
Sophie Stigler, Deutschlandfunk Nova