"Associate", "Senior Vice President" oder "Managing Director" - manche Unternehmen verzichten mittlerweile auf Jobtitel wie diese. Sie sagen: Die Tätigkeit, die jemand ausübt, zählt mehr als ein Titel.

Bei DWS, einer Fonds-Tochter der Deutschen Bank, sollen im kommenden Jahr einige Jobtitel wegfallen. So etwas wie "Managing Director", "Vice President" oder "Associate" soll es dann nicht mehr geben. "Diese Titel sagen nämlich auch in vielen anderen Unternehmen oft mehr über die Karriere- oder Gehaltsstufe aus als darüber, was derjenige denn jetzt eigentlich genau macht", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt.

Die DWS will also Titel abschaffen - behalten will sie aber die Rollenbezeichnungen. So wird beispielsweise ab 2020 aus dem "Managing Director" Björn Pietsch schlicht nur noch der "Leiter des Büros des Vorstandsvorsitzenden".

"Im Moment gibt es oft festgelegte Beförderungsstufen und -prozesse."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Es hat aber auch etwas mit Hierarchien zu tun, wenn diese Jobtitel nun wegfallen. In der Finanzbranche seien die Hierarchien meist recht steil: "Zum Beispiel entscheiden einmal im Jahr die Führungskräfte, welcher Mitarbeiter in die nächste Stufe befördert werden soll."

Auch das soll bei der DWS jetzt flexibler werden. Wobei es durchaus sein könne, dass man "Juniors" und "Seniors" beibehält, so Björn Pietsch, um weiterhin die Berufserfahrung eines Mitarbeiters anzuzeigen.

Rollen statt Titel

Beim Unternehmen "Kühlhaus" in Mannheim ist man einen Schritt weiter gegangen. Dort steht auf den Visitenkarten "no titles, just roles". Vorstand Christian Reschke sagt, den Kunden gegenüber funktioniere das sehr gut, auch wenn man manchmal erklären müsse, was das soll.

Früher hätten die Titel oft angepasst und verändert werden müssen, damit waren die Mitarbeiter eher unzufrieden, so Reschke. Das war mit einer der Gründe, weshalb die Jobtitel dann ganz gestrichen wurden.

"Manchmal ist es hilfreich, dass ich mit einer ähnlichen Hierarchie-Ebene kommuniziere."
Arbeitspsychologe Frank Berzbach

Für externe Partner sei es allerdings nicht immer von Vorteil, wenn es keine Jobtitel mehr gibt, meint Arbeitspsychologe Frank Berzbach. Denn die Titel zeigen nach außen die Hierarchie-Ebene an. Wenn das wegfällt, erschwert es dem Kunden oder Partner möglicherweise die Kommunikation, nämlich dann, wenn er mit jemandem auf einer bestimmten Hierarchie-Stufe sprechen will.

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Shownotes
Unternehmenskultur
Head of irgendwas: Weg mit den Jobtiteln
vom 13. November 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk Nova